Schach-WM in Teheran

Nur mit Kopftuch ans Spielbrett

Zwei Spielerinnen bei der "Asian Youth Chess Championships" 2007 in Al-Ain in den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Dresscode "Kopftuch": Wie auf diesem Jugend-Schachtunier in den Vereinigten Arabischen Emiraten könnte es auch bei der Schach-WM der Frauen in Teheran aussehen. © dpa / EPA / Ali Haider
Moderation: Jörg Degenhardt · 05.02.2017
In einer Woche beginnt die Schach-WM der Frauen im Iran. Für die Teilnehmerinnen heißt das: Sie müssen bei all ihren Partien Kopftuch tragen. Zwei amerikanische Spielerinnen boykottieren deswegen das Turnier, iranische finden es dagegen ganz normal.
War es ein Fehler, die Frauen-Schach-Weltmeisterschaft, die vom 10. Februar bis 5. März in Teheran stattfindet, an den Iran zu vergeben? Wer mitspielen will, muss einen Schleier tragen, so sind die Regeln in der Islamischen Republik.
Irans beste Spielerinnen, Sarasadat Khademalsharieh und Atousa Pourkashiyan, die wir zum Interview getroffen haben, finden ihr Leben im Teheran normal und haben wenig Verständnis dafür, dass sich der "Westen" einmischt.
Zwei amerikanische Spielerinnen boykottieren dagegen das Turnier, weil sie sich nicht verhüllen wollen. Andere Teilnehmerinnen, für die das Weltmeisterschaftsturnier eine gute Möglichkeit ist, viel Geld zu verdienen, sehen es pragmatisch: "Ich versuche es so zu verstehen", sagt die Polin Monika Socko, "dass das eben das Land ist mit einer speziellen Kultur und dem Islam. Und Frauen tragen Kopftuch. Und wenn es das Reglement vorschreibt, na gut, dann werde ich eben auch Kopftuch tragen. Für mich ist das wirklich kein Problem." (Thomas Jaedicke)
Reporter Norbert Steiche über die Kopftuch-Diskussion vor der Schach-WM Audio Player

"Ein Brauch, den man durchaus respektieren sollte"

Dirk Bauermann war bis 2016 anderthalb Jahre lang Basketballnationaltrainer der iranischen Basketballer. Der 59-Jährige hat seine Zeit im Iran als sehr bereichernd für sein Leben empfunden, dessen vielfältige Kultur und herzlichen Menschen sehr geschätzt. Aber ihn hat auch vieles verstört. Seit zwei Jahren dürften zum Beispiel Frauen keine Basketballspiele von Männern mehr besuchen.
Dennoch findet Dirk Bauermann es richtig, dass die Frauen-Schach-WM an den Iran vergeben wurde. "Es wird eine Öffnung dieser Gesellschaft, wenn es starke Einflüsse von außen gibt. Kopfbedeckung heißt im Iran aber nicht das, was viele darunter verstehen, sondern es bedeutet, einen Schal zu tragen, der wenigstens zwei Drittel des Haares bedeckt. Und das wird von vielen Frauen sehr liberal und an der Grenze des Erlaubten gehandhabt. Und insofern finde ich, ist das natürlich eine Vorschrift, aber auch so etwas wie ein Brauch, den man durchaus respektieren sollte." (Thomas Jaedicke)
Interview mit Basketballtrainer Dirk Bauermann zum Frauen-Sport im Iran Audio Player
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