Saxophonist Daniel Zamir

Ein Jazzmusiker mit einer Vision

Saxophonspieler
Saxophonspieler © picture alliance / dpa / Foto: Fadeichev Sergei
Von Marlene Küster  · 13.11.2015
Seit zehn Jahren ist Saxophonist und Komponist Daniel Zamir eine feste Größe in der israelischen Musikszene. Sein Name Zamir bedeutet passenderweise Liedermacher. Gerade ist sein elftes Album "Forth and Back" erschienen.
"Im Leben, heißt es in der jüdischen Kabbala, geht jeder Mensch durch Höhen und Tiefen. Auch wenn er sich in einer noch so spirituellen Welt befindet, darf er nie den Bezug zum alltäglichen Leben verlieren. Ziel ist es, in einer äußerst spirituellen Weise mit dem Hier und Jetzt verbunden zu sein."
Mit diesen Worten erklärt der 35-jährige Saxofonist und Komponist Daniel Zamir den Titel "Forth and Back" seines aktuellen Albums. Das ist bereits seine elfte Veröffentlichung, allerdings die erste bei einer deutschen Plattenfirma. In Israel zählt Daniel Zamir seit zehn Jahren zu einem bedeutenden Virtuosen. Hierzulande ist er noch eher unbekannt: eine gute Gelegenheit auf den Musiker aus Petah Tikva einen Blick zu werfen.
"Ich bin orthodoxer Jude. Der Talmud mit seinen Lehren und Gesetzen bestimmt mein ganzes Leben."
Daniel Zamir wächst in einem weltlichen Haus auf. Sein Interesse für Musik erwacht sehr früh, da Klänge und Rhythmen immer präsent sind. Seine Mutter ist traditionelle Folk-Musikerin. Seit seinem zwölften Lebensjahr spielt er Saxofon. Nach dem Studium an der Thelma Yellin-Hochschule der Künste in Givatayim geht er nach New York und macht an der New School 2002 seinen Abschluss. Dort kommt er zum ersten Mal mit der jüdischen Kultur in Berührung.
"In New York hat mich die jüdische Musik sehr beeinflusst. Ich hab das anfangs gar nicht gemerkt. Ich habe komponiert und das Ergebnis war einfach jüdisch geprägt."
Interesse für die jüdische Religion
In der Ferne interessiert sich Daniel Zamir zunehmend für die jüdische Religion. Er beginnt sich eingehend mit den chassidischen Traditionen zu beschäftigen.
"Beim Schaffensprozess ist der Mensch ein wichtiger Partner von Gott. Doch der Mensch allein ist nicht bedeutend. Erst zusammen mit Gott wird das Kunstwerk vollkommen. Deshalb dränge ich mich während des Musizierens nicht in den Mittelpunkt. Ganz im Gegenteil ich empfange nur Gottes Willen und bewege dabei meine Finger."
Wie drückt sich dieser chassidische Einfluss nun musikalisch aus? Das komme am besten im ersten Stück "Thirty Six" auf dem aktuellen Album zum Ausdruck, sagt Daniel Zamir – das einzige, auf dem er singt und sein Gesang sich auf Silben beschränkt.
"Denn Singen ohne Worte hat einen viel höheren spirituellen Stellenwert als Singen mit Worten. Worte sind in ihrer Bedeutung auf konkrete Aussagen begrenzt. Beim Singen ohne Worte hat jedoch jede Note, jeder Klang eine spirituelle, endlose Bedeutung. Auf diese Weise kann eine Verbindung zu Gott hergestellt werden."
2004 verlässt Daniel Zamir New York und kehrt nach Israel zurück. Dort eröffnet er die jüdische Mizmor Music School. Daniel Zamir will musikalisch offen bleiben und kann mit Kategorisierungen wenig anfangen.
"Für mich geht Musik weit über Worte hinaus. Doch kann ich mich mit dem Begriff jüdischer Jazz anfreunden, also Jazz mit jüdischen Elementen. Bisher gab es, glaube ich, noch keinen jüdisch orthodoxen Musiker, der einen solchen speziellen Sound gemacht hat."
Zamirs Sound reduziert sich nicht nur auf den jüdischen Einfluss und Klezmer. Da gibt es auch Folk- und US-amerikanische-Bebop-Elemente. "Forth and Back" – ein sehr gelungenes, abwechslungsreiches Album, das weit über den puren Jazz hinausreicht. Und Daniel Zamir – ein überzeugender Musiker mit einer Vision.
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