Sand-Verklappung in der Nordsee

Wohin mit gefährlichem Schlick und Schlamm?

Eine alte Buhne an der Nordseeküste bei Niedrigwasser vor Cuxhaven in Niedersachsen.
Das Wattenmeer ist gefährdet - auch durch die Verklappung von Sand und Schlick im angrenzenden Seeraum. © Imago / blickwinkel
Hans von Wecheln im Gespräch mit Katja Schlesinger und Frank Meyer · 07.04.2016
Beim Umgang mit schadstoffbelastetem Sand und Schlick aus Flüssen oder Häfen müssten intelligente Lösungen gefunden werden, fordert Hans von Wecheln von der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste. Die Verklappung im Meer sei gefährlich und schädlich.
Umweltschützer schlagen Alarm: Im Wattenmeer nordwestlich der Insel Borkum sollen rund 2,3 Millionen Kubikmeter Sand und Schlick abgeladen werden – sie könnten bei der von den Niederlanden geplanten Vertiefung der Ems entstehen.
Hans von Wecheln Vorstandssprecher der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. und stellvertretender Vorsitzender des Nationalpark-Kuratoriums Nordfriesland, verwies im Deutschlandradio Kultur auf die Gefährlichkeit der Verklappung in dem an das Wattenmeer angrenzenden Seeraum:
"Da es sich bei der Nordsee um einen Strömungsbereich handelt, werden natürlich diese Sandhaufen nicht einfach so liegen bleiben wie man das auf dem Land kennt, sondern es wird natürlich verdriftet. Und dort fängt die Problematik an. Wenn also Stoffe, die eben nicht in die Nordsee gehören, im Wattenmeer wieder auftauchen, kann das natürlich zu einer Schadstofferhöhung führen."
Deshalb müsse vor der Verklappung unbedingt festgestellt werden, wie belastet das Material aus der Ems sei, sagte von Wecheln. Wenn es sich um hochtoxische Stoffe handele, müssten sie anders behandelt und entsorgt werden, machte er auch am Beispiel des Hamburger Hafens deutlich:
"Erst, wenn es sich um Sand handelt, der mäßig belastet ist, dann können Behörden eine sogenannte Verklappungsgenehmigung erteilen."

Gereinigter Sand als Deichverstärkung?

Verschlickung und Versandung seien ein nicht zu änderndes Naturphänomen, meinte von Wecheln. Wenn man wirtschaftliche Standorte wie etwa Hamburg nicht gefährden wolle, müsse man langfristig nach intelligenten Lösungen suchen. So gebe es etwa in Bezug auf den Hamburger Hafensand bereits Ideen für eine andere Aufbereitung durch das Herauswaschen oder Trocknen der Schadstoffe:
"Den reinen Sand, von Schadstoffen relativ befreit, könnte man dann etwa bei Deichverstärkungsmaßnahmen einsetzen, die ja an der ganzen Küsten aufgrund des Klimawandels anstehen. (…) Und da empfehlen wir den Hamburgern, aber auch den Niederländern, einfach mal mit Pilotprojekten zu beginnen, um dieses leidige Thema aus dem Geschäft zu bekommen. Denn die Natur wird weiter machen."
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