Saliya Kahawatte

Die Tricks eines Blinden in der Welt der Sehenden

Der Unternehmensberater und Kommunikationsberater Saliya Kahawatte
Der Unternehmensberater und Kommunikationsberater Saliya Kahawatte © Steven Haberland
Moderation: Matthias Hanselmann · 23.01.2017
Über Nacht verliert Saliya Kahawatte als Jugendlicher sein Augenlicht. Trotzdem macht er eine Ausbildung und Karriere in der Gastronomie - ohne dass seine Vorgesetzten von seiner Sehbehinderung wissen. Sein kräftezehrendes Versteckspiel wurde verfilmt und kommt jetzt in die Kinos.
Lässt sich ein sauberes von einem dreckigen Sektglas am Klang unterscheiden? Wie hört man, wohin das Gegenüber gerade blickt? Und wie deckt man den Tisch in einem Fünf-Sterne-Hotel nach allen Regeln der Kunst, wenn man den Tisch nicht sehen kann?
Es ist schwierig, aber nicht unmöglich - das hat Saliya Kahawatte bewiesen. Als Jugendlicher verliert der gebürtige Freiberger über Nacht 90 Prozent seines Augenlichts. Obwohl ihm viele raten, in einer Behindertenwerkstatt zu arbeiten, absolviert er nach dem Abitur eine Ausbildung zum Hotelfachmann und macht schließlich Karriere in der Gastronomie – ohne dass seine Vorgesetzten von seiner Behinderung wissen.

"Viel Sprit für wenig Geld"

"Für mich war das eine strategische Entscheidung. Ich wollte im ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen und wusste, wenn ich meine Behinderung offenlege, dann komme ich nicht weiter."
Cocktails mixen, Betten machen, Spiegel putzen, im Restaurant bedienen - das alles hat Saliya Kahawatte über Jahre blind bewerkstelligt. Die ersten Drinks an der Hotelbar seien allerdings "viel Sprit für wenig Geld gewesen". Erst mit der Zeit habe er gelernt, die Alkoholmenge allein nach Gefühl korrekt zu bemessen.
"Mein Leben in der Hotellerie war eine einzige Bruchladung. Es ist sehr viel schiefgegangen. Einiges konnte ich kaschieren, aber ich habe natürlich auch gelernt, den Sehenden zu spielen und mein Umfeld hat mir das auch mehrheitlich abgekauft."

"Mehrere Suizidversuche"

Erst nach 15 Jahren gibt er das kräftezehrende Versteckspiel auf:
"Als mein Restsehvermögen bei fünf Prozent war, konnte ich im Hotelwesen einfach nicht mehr arbeiten und musste kündigen. Dann saß ich zu Hause. Ich war damals schon mehrfach abhängig – Alkohol, Drogen und Medikamente – und meine Lebenslüge lastete auf mir. Ich hatte Depressionen und habe mehrere Suizidversuche unternommen."
Doch Saliya Kahawatte schafft es zurück: Er habe eben das "Phönix-aus-der-Asche-Gen". Heute, mit Ende vierzig, arbeitet der Wahlhamburger nun als Unternehmensberater und Kommunikationstrainer und schöpft bei dieser Arbeit auch aus seinen eigenen Erfahrungen:
"Der kürzeste Weg zwischen zwei Punkten ist immer die Gerade. Aber wenn man mal Umwege geht oder auch mal scheitert, dann lernt man auch viel über sich und die Umgebung."

Seine Lebensgeschichte kommt ins Kino

Diese Woche kommt seine erstaunliche Lebensgeschichte unter dem Titel "Mein Blind Date mit dem Leben" in die deutschen Kinos.
Mehr zum Thema