Sängerin Gitte Haenning

"Mein Herz gehört dem Jazz"

Gitte Haenning
Gitte Haenning © Agentur Charis
Gitte Haenning im Gespräch mit Katrin Heise · 09.03.2017
Heute singt sie Jazz und niveauvollen Pop und macht sogar Theater: Gitte Haenning. Die Phase ihrer großen Popularität liegt in den 70er- und 80er-Jahren, als die dänische Sängerin für ihre Schlager bekannt war.
Im Alter von acht Jahren schmetterte sie im Duett mit ihrem Vater den Song "Ich heirate Papi" und wurde damit über Nacht zum berühmtesten Kinderstar in Skandinavien: die dänische Sängerin Gitte Haenning. Heute sagt sie, der frühe Ruhm habe sie von ihrem musikalischen Weg abgebracht. Denn schon als junges Mädchen liebte sie den Jazz – durfte aber nur in kleinen Kopenhagener Musikclubs auftreten. Weil der Vater und die Manager wussten, dass sich mit gefühlvoller Unterhaltungsmusik mehr Geld verdienen lässt.

"Ich will 'nen Cowboy als Mann"

Gittes Durchbruch in Deutschland kam 1963 mit dem Hit: "Ich will 'nen Cowboy als Mann". Es folgte eine jahrzehntelange Karriere mit Rex Gildo an ihrer Seite, regelmäßigen Auftritten in der Hitparade, Engagements in Film und Fernsehen und Evergreens wie "So schön kann doch kein Mann sein". Erst Ende der 1980er-Jahre löste sich Gitte Haenning von der populären Musik und fand zurück zu ihren Wurzeln. Ihrem Publikum verkündete sie schließlich: "Mein Herz gehört dem Jazz!".
Sie habe "sehr früh die Tragik" erkannt, die dem Erfolg im Showbusiness innewohnt: "Das ist nicht unwichtig, wenn man in dieser Branche weiter arbeiten möchte. Man kann sich distanzieren von gewissen Systemen in der Branche und das sollte man ruhig, denn man sollte den Außergewöhnlichen eine Möglichkeit geben, sich zu zeigen." Es sei inzwischen leichter geworden, ungewöhnlich zu sein, sagte Gitte Haenning im Gespräch mit Katrin Heise. Für sie sei es nicht leicht, ihre Angebote zu sortieren. "Ich finde mich nie gut genug." Ihre Selbstkritik halte sie für ganz gesund.

"Ich bin ein Bauchmensch"

Sie habe nichts bereut, sagte Gitte Haenning.
"Die Kraft liegt in einer Entscheidung und eine Entscheidung ist mehrdimensional. Ich bin ein Bauchmensch, ein Intuitionsmensch. Sicher habe ich meinen Intellekt ein bisschen entwickeln können, aber letztendlich beziehe ich mich immer auf meinen Bauch und das finde ich gesünder, als im Nachhinein zu sagen, 'das war aber nicht vernünftig'."
Die dänische Sängerin Gitte Haenning in Köln bei dem Benefiz Konzert "Cover me". Hierbei traten Künstler kostenlos zu Gunsten der AIDS Hilfe Köln auf. 
Die dänische Sängerin Gitte Haenning bei einem Auftritt in Köln © picture alliance / dpa / Horst Galuschka
Ihr Vater habe sie auf die Bühne geholt, nachdem ihm sein Produzent im Kielwasser des Erfolgs von Conni Froboess ein Duett mit einer Tochter offeriert hatte. "Ich wollte gar nicht singen, ich hatte überhaupt kein Bedürfnis. Ich war ein kleiner Clown. Ich habe nicht viel gesprochen." Wenn sie von Menschen auf ihre früheren Hits angesprochen werde, sei das alles gut. "Für mich war das ein musikalischer Teil, der oft viel schwieriger war als Jazz. Ich habe gar nichts gegen populäre Musik. Es soll nur kompetent sein, es soll mir etwas bringen. Und wenn das genug ist für die meisten Menschen, dann ist es gut." Dennoch sei sie ihr Leben lang als Sängerin populärer Musik stigmatisiert gewesen. Sie habe sich dann später bewusst entschieden, das zu machen, was sie liebe: Jazz. Schon als junges Mädchen habe sie den Jazz in ihrem Körper gefühlt. "Ich bin ein rhythmischer Mensch", sagte Gitte Haenning. "Das Bildungsbürgertum war nicht mein Ding, das habe ich erst später entdeckt."
Sie habe sich aus idealistischen Motiven für den Jazz entschieden. Es habe sie viel Mut und Geld gekostet, das Fach der populären Musik zu verlassen. "Man sagt Nein zu viel Geld. Deshalb meine ich, dass ich Idealistin bin. Manchmal kann man auf Kompromisse gehen und andere Male soll man nicht auf Kompromisse gehen."
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