Schutz der Orang-Utans

Drohnen als Chance für die Tierforschung

06:15 Minuten
Ein Tier der neu entdeckten Orang-Utan-Art Pongo tapanuliensis hängt in der undatierten Aufnahme auf indonesischen Insel Sumatra in einem Baum.
Viele Orang-Utans werden aus ihrer natürlichen Umgebung verdrängt. © dpa/Andrew Walmsley
Signe Preuschoft im Gespräch mit Julius Stucke  · 13.04.2019
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Mit Hilfe von Drohnen könnten die bedrohten Orang-Utans aus der Luft gezählt werden. Die Primatenforscherin Signe Preuschoft begrüßt solche Neuerungen, denn bisher bleibt nur der schwierige Kampf durch das Dickicht des Regenwaldes.
Um die bedrohten Orang-Utans zu schützen, muss man wissen, wie viele es von ihnen gibt. Forscher aus Großbritannien setzen dazu nun auf eine neue Technik: Mit Hilfe von Drohnen und Wärmebildkameras suchen sie nach den Menschenaffen aus der Luft. Eine solche neue Methode, um die bedrohten Tiere zu zählen, wäre sehr attraktiv, sagte die Primatenforscherin Signe Preuschoft im Deutschlandlandfunk Kultur. Sie arbeitet in Indonesien im Osten Borneos für die Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" und kümmert sich dort um einzelne Tiere.
Das Bild zeigt ein Tier der neu entdeckten Orang-Utan-Art "Pongo tapanuliensis" beim Fressen eines Blattes auf der indoneischen Insel Sumatra. 
Die Orang Utans schwingen sich schnell durch die Bäume. © dpa/Maxime Aliaga
Bisher gebe es nur Schätzungen über die Zahl der Orang-Utans. Forscher hätten bislang deren Schlafnester gezählt und daraus hochgerechnet, wie viele Menschenaffen in einem Gebiet leben könnten. Preuschoft schilderte eindringlich, wie schwierig es bisher sei, sich als Forscher ausreichend im Tropischen Regenwald zu bewegen.

Schwieriges Terrain

Wenn man Orang-Utans folgen wolle, könnten sich diese schnell von Baumgipfel zu Baumgipfel schwingen und auf diese Art in fünf Minuten ein ganzes Tal durchqueren. "Wir dagegen müssen erstmal runter auf die Talsohle laufen und dann auf der anderen Hangseite erstmal wieder raufsteigen", sagte sie. "Der tropische Boden ist super, super rutschig." Das mache es schwierig.

Bedrohte Tierart

Deshalb träume man als Forscherin davon, wie es wäre, wenn man sich wie ein Vogel in die Lüfte schwingen könnte, um die Tiere von oben zu beobachten. "Insofern sind für mich solche Forschungsmeldungen natürlich interessant", sagte Preuschoft. "Aber von der reinen Zählung allein sind die Orang-Utans natürlich noch nicht geschützt." Dabei sei es schon "Zwei nach Zwölf", denn die Orang-Utans gehörten seit drei Jahren zu den bedrohten Tierarten. Das liege vor allem daran, dass ihre natürliche Lebensumgebung zugunsten von Kohletagebau und Palmöl-Plantagen zunehmend vernichtet werde. Für die Menschenaffen bleibe kein Lebensraum mehr übrig.
Auf diesem von der «Borneo Orangutan Survival Foundation» (BOS) herausgegebenen Foto hält ein vor kurzem gerettetes Orang-Utan Baby die Hand eines Pflegers im «Nyaru Menteng Orangutan Rehabilitation Center» in Kalimantan (Indonesien).
Orang-Utan Waisen müssen zunächst einiges lernen, bis sie in der Pubertät in die Freiheit entlassen werden. © dpa-Bildfunk / AP / BOS Foundation
Preuschoft arbeitet in Borneo daran, Orang-Utans neu in der Freiheit anzusiedelt. Das heißt, ihre Organisation nehme Waisenkinder auf, die von indonesischen Behörden konfisziert worden seien. Die freilebenden Mütter seien meist in dem Konflikt um die Landnutzung getötet worden. "Wir nehmen diese Orang-Utan-Kinder deshalb auf, weil wir sie wieder fit machen wollen für ein Leben in Freiheit." In der Pubertät würden die Tiere ausgewildert.
(gem)
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