Ruderweltmeister Roland Baar

Vom Olympia-Sieger zum Professor

Roland Baar, der Spitzensportler war auch Mitglied des IOC und des Kuratoriums des Bewerbungskomitees Leipzig 2012 GmbH
Roland Baar © picture alliance / dpa / Peter Endig
10.01.2016
Er gewann fünf Weltmeistertitel und zwei olympische Medaillen, er arbeitete in der Automobilindustrie und war Sportfunktionär - heute ist Roland Baar Professor an der TU Berlin. Endlich hat er seinen Traumberuf erreicht.
Zehn Jahre betrieb der baumlange Niedersache parallel zum Studium Leistungssport. Danach arbeitete er als Führungskraft in der Automobilindustrie und war gleichzeitig Sportfunktionär.
"Und irgendwann war es dann auch einfach zu viel. Da habe ich für mich beschlossen, ich ziehe mich ein Stück weit heraus und konzentriere mich erst mal auf meinen Beruf."
Heute ist Roland Baar Professor an der TU Berlin im Fachgebiet Verbrennungskraftmaschinen. Es ist sein Traumberuf.
"Ich finde so ein Verbrennungsmotor ist für ein Technikstudium das absolute Highlight. Man braucht Mechanik, Werkstofftechnik, Konstruktionstechnik, Thermodynamik, Strömungsmechanik ... eigentlich alles, was man im Maschinenbau studiert. Deswegen macht mir das so einen Spaß."
Was für den Maschinenbauer der Motor, ist für den Ruderer der Achter, das Boot, in dem Roland Baar als Schlagmann in den 80er und 90er Jahren fünf Weltmeistertitel und zwei olympische Medaillen gewann.
"Ich vergleiche das gerne mit einem Acht-Zylinder-Motor: acht Ruderer, die irgendwie zusammenspielen. Aber das Problem beim Achter ist: die acht Zylinder werden ständig ausgetauscht."
Im Regal stehen Bauteile, an denen er Besuchern bei Bedarf etwas erklären kann.
"Also, das Herz eines Verbrennungsmotors ist der Zylinderkopf. Das ist das Ding hier. Da stecken die Ventile drin. Da wird die Luft und das Abgas geführt quasi, das Einspritzsystem wird eingebaut. Das wird gesteuert über die Nockenwellen. Das ist so eine Nockenwelle, hier..."
Kein Interesse an Motorsport
Er selbst war als Jugendlicher kein Bastler, sondern hat seine Freizeit im Ruderboot verbracht.
"Es hat auch einfach Spaß gemacht. Und deswegen bin ich dabei geblieben, obwohl ich in Kinder – und Jugendzeiten völlig erfolglos war. Ich habe eigentlich nichts gewonnen. Es war ganz schrecklich. Es wurde erst im Studium besser."
In dieser Zeit entwickelte sich auch seine Liebe zum Motor.
Der Motorsport aber lässt ihn kalt.
"Ich glaube, das Geld spielt einfach eine zu große Rolle spielt. Es ist zu abgehoben. Die Mehrheit wird dann nicht mehr erreicht. Und ich finde, das ist dann nicht Schuld der Mehrheit, sondern des Sports. Der macht da irgendwas falsch."
Immerhin bemühe sich die Formel 1 jetzt darum, die Lücke zum normalen Serienauto wieder ein bisschen zu schließen, meint er. Die Motoren müssen verkleinert und energieeffizienter gestaltet werden, seit die Rennwagen nur noch 100 Kilogramm Benzin mitführen dürfen.
Am ehesten kann Roland Baar die Begeisterung seiner Studenten teilen, die mit selbst gebastelten Rennwagen an der Formula Student teilnehmen.
"Die testen die Motoren und entwickeln sie weiter. Das macht schon Spaß. Wenn ich sehe, wie die sich da rein hängen, dann finde ich das auch toll."
Autorennen, ist das Sport? Spannende Frage. Es wird sicher nie olympisch, meint Roland Baar. Er war lange Mitglied der Kommission, die neue olympische Sportarten vorschlägt.
"Halfpipe-Snowboarden haben Sie das mal erlebt, das ist toll. Das ist jung und lebendig. Ähnlich wie Beachvolleyball. Da habe ich zuerst auch gedacht: was soll so etwas bei Olympischen Spielen? Aber wenn Sie das mal erlebt haben, was für eine Stimmung das ist, das ist toll."
Training für den Berliner Halbmarathon
An Olympia erinnert im Büro nur eine unscheinbare Metalltüte. Es ist die Fackel, mit der er das olympische Feuer weitergeben hat.
"Also, der Fackellauf war für mich emotional, oder die drei, die ich mitgemacht habe, waren die emotional ergreifendsten Momente. Vor Sydney bin ich gelaufen und die Leute waren begeistert. Vor Salt Lake City bin ich gelaufen irgendwo im Randgebiet. Ja, das ist toll."
Im Moment trainiert Baar für den Berliner Halbmarathon im Frühjahr. Er ist einer von 30 000 Teilnehmern.
"Wenn ich heute einen Wettkampf mache, dann mache ich das, weil es mir Spaß macht, weil ich ein Ziel brauche, weil ich sage: 'Okay, wenn ich da mitlaufen möchte, dann muss ich mich halbwegs vorbereiten', aber nicht, weil ich denke, ich muss da Erster werden, sondern einfach nur das Kämpfen. Das finde ich toll."
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