RSB mit Klavierduo Buniatishvili

Galant und unroutiniert

Die georgischen Pianistinnen Khatia (l.) und Gvantsa Buniatishvili nach ihrem Auftritt am Rheingau Musik-Festival auf Schloss Johannisberg in Geisenheim.
Khatia und Gvantsa Buniatishvili gastieren an diesem Abend beim RSB © imago/Xinhua
30.03.2017
Ivan Repušić leitet an diesem Abend das RSB - zu Gast sind außerdem die Geschwister Buniatishvili, sie spielen Klavierduo-Werke von Darius Milhaud und Wolfgang Amadeus Mozart, außerdem gibt es die 8. Sinfonie von Antonín Dvořák.
Zwei Klaviere beginnen, und am Ende bestürmt die Zuhörer ein volles Romantik-Orchester: Die Zusammenstellung dieses Konzertprogramms, leuchtkräftig und frühlingsfrisch, bricht mit der üblichen Routine.
Zu Zeiten der Wiener Klassiker, bekanntlich nicht den schlechtesten für die Musik, war es absolut normal, Arien, Instrumental-Solostücke und Sinfonien in bunter Mischung aufzuführen. Das Programm des RSB an diesem Abend in der Philharmonie Berlin ist zumindest ein Versuch in diese Richtung, und ein wohl begründeter dazu: Denn wenn man schon einmal die Buniatishvili-Schwestern – Khatia macht auf dem CD-Markt gerade mit einer fulminanten Neueinspielung der beiden Schwerathletik-Konzerte Sergej Rachmaninows in c- und d-moll Furore – zusammen auf der Bühne erleben kann, dann soll man auch das Maximale für die Hörer herausholen.
Also beginnen die beiden Pianistinnen ohne Orchester mit Darius Milhauds gewitzt-frecher "Scaramouche"-Suite von 1936, gewidmet einem von keinerlei Selbstzweifel angekränkelten Aufschneider und Wortverdreher aus der Commedia dell’arte, ehe dann bei Wolfgang Amadeus Mozarts blankgeputzt-galantem Es-Dur-Doppelkonzert das Orchester dazukommt. Bei der Entstehung dieses Werks spielte übrigens auch ein Geschwisterpaar die Hauptrolle – 1779 in Salzburg waren es der Komponist Mozart selbst und seine Schwester Nannerl.
So verschieden die Stile, so ähnlich die lebenszugewandte Grundhaltung. Und weil ja auch Aufschneider genauso wie erwachsen gewordene Wunderkinder träumen dürfen, kommen sich die verhaltenen Mittelsätze beider Stücke sogar in ihrer konkreten Stimmungswelt ziemlich nahe und bereiten damit gleichzeitig auf das Wunder des dritten langsamen Satzes an diesem Abend vor: Der findet sich in Antonín Dvořáks 1889 komponierter 8. Sinfonie, ausgespannt zwischen schwermütigem Ernst und federleicht abhebenden, entgrenzten Glücksgefühlen – und das alles in gerade einmal zehn Minuten. Drumherum drei weitere Sätze, jeder in anderer Art frühlingsfrisch und leuchtkräftig: G-Dur, sonst als Haupttonart ein seltener Gast im bekannten sinfonischen Kanon (nur Gustav Mahlers 4. Sinfonie ist ähnlich populär geworden), zeigt sich hier von seiner funkelndsten und einnehmendsten Seite.
Live aus der Philharmonie Berlin
Darius Milhaud
"Scaramouche", Suite für zwei Klaviere op. 165b
Wolfgang Amadeus Mozart
Konzert für zwei Klaviere und Orchester Es-Dur KV 365
ca. 20.45 Uhr Konzertpause
Antonín Dvořák
Sinfonie Nr. 8 G-Dur op. 88

Khatia und Gvantsa Buniatishvili, Klavier
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Ivan Repušić