Rot-Rot-Grün in Thüringen

"Man geht blind in ein Abenteuer"

Ein Stimmzettel der SPD-Mitgliederbefragung in Thüringen
Die SPD-Basis in Thüringen hat für ein rot-rot-grünes Regierungsbündnis gestimmt. © dpa / picture-alliance / Martin Schutt
Hubertus Knabe im Gespräch mit Anke Schaefer und Christopher Ricke · 04.11.2014
Erstmals soll nun also ein Linker ein Bundesland regieren. "Ziemlich unappetitlich" findet das der Leiter der Stasi-Opfer-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe. Denn die SED-Nachfolge-Partei habe sich nach der Wende nie von ihren Wurzeln gelöst, sondern einfach weitergemacht.
Man gehe blind in ein Abenteuer hinein, dessen Ausgang für Deutschland doch ziemlich ungewiss sei, sagte der Leiter der Stasi-Opfer-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen im Deutschlandradio Kultur mit Blick auf das Votum der thüringischen SPD-Basis für Rot-Rot-Grün. Schließlich handele es sich nicht um irgendeine Partei, die den Ministerpräsidenten in Thüringen stellen solle:
"Es ist eben die organisatorische Fortsetzung der damaligen Diktatur-Partei der DDR, die sich ja eben nicht aufgelöst hat, sondern weitergemacht hat, umbenannt hat, das Geld behalten hat, das Personal behalten hat - und das macht es eben gerade für die Opfer dieser Diktatur sehr, sehr schwierig damit zurecht zu kommen."
Wie kriegt man Angela Merkel weg?
Dass sich die Grünen an dem Regierungsbündnis beteiligen wollen, könne er nicht nachvollziehen, sagte Knabe. "Ich glaube, da denkt man sehr kurzsichtig und wirklich nicht in historischen Zusammenhängen." Es gehe vorrangig darum, wie man an die Macht und ein paar Posten komme, um ein bisschen mehr Profil zu zeigen. "Das ist, glaube ich, auch bei der SPD das Hauptmotiv."
Auch die bundespolitische Perspektive spiele dabei eine Rolle: "Wie kriegt man Angela Merkel weg? Das wird nach Lage der Dinge nur mit Linkspartei zusammen gehen. Und deswegen muss man die Öffentlichkeit und auch die eigene Basis an dieses Bündnis gewöhnen - und das probiert man jetzt mal aus unter diesen Bedingungen."
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