Aus den Feuilletons

Sind alle Populisten Nazis?

Protestplakat einer Demonstration in Koblenz gegen Rechtspopulisten
Proteste gegen Rechtspopulisten - wo fängt Rassismus an? © dpa/ Boris Roessler
Von Gregor Sander · 07.09.2017
Wissenschaftlich sei Populismus ein unbrauchbarer Begriff, meint Wolfgang Knöbl. Denn wer populistisch agiere, könne besser gleich als "Rassist" oder "Nazi" bezeichnet werden. Außerdem: "Cato" - neues Magazin der Neuen Rechten und Wahlkämpfer, die auf Handys starren.
Es gibt im Grunde für alle nur eine wählbare Partei, behauptet Jürgen Kaube in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Da freut sich der unentschiedene Wähler und ist gespannt.
"Wer auch nur ein bisschen nachdenkt, wird nämlich darauf kommen, dass gar kein Weg daran vorbeiführt, FDP zu wählen. Und zwar ganz gleichgültig, welcher politischen Gesinnung man anhängt und welche politischen Ziele man begrüßt."
Natürlich meint Kaube das nicht ernst, und nach dem Lesen seiner Glosse, die eher was zum Schmunzeln als zum Lachen ist, wird kein Leser der Partei näher sein, auf deren Wahlplakaten Männer auf Handys starren. Die Wahlverwirrung bleibt also. Auch weil Willi Winkler folgende Neuigkeit auf einer Tagung in Hamburg aufgeschnappt hat und in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG präsentiert:
"Als wissenschaftlicher Begriff, sagt Philipp Müller, sei der so handliche 'Populismus' völlig unbrauchbar. Das ist ein schlimmer Befund, meint Winkler, weil er Evangelische Akademien und nächtliche Phoenix-Runden schnell leerräumen könnte, in denen Populisten Populisten gern als Populisten entlarven."
Diese Tagung auf der Soziologen den Wahlkampf unter die Lupe nahmen, fand in Zusammenarbeit mit der TAZ im Hamburger Institut für Sozialforschung statt.
Dessen Leiter Wolfgang Knöbl empfahl deshalb, statt des 'Totschlagarguments', jemand rede oder agiere 'populistisch', lieber gleich zu sagen, er sei ein 'Rassist' oder ein 'Nazi'.
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