Literatur

Vom Roman fürs Leben lernen

Der Schriftsteller Ernst-Wilhelm Händler auf der Buchmesse Leipzig 2013
Ernst-Wilhelm Händler © picture alliance / dpa / Marc Tirl
Moderation: Andrea Gerk  · 05.09.2014
Ernst-Wilhelm Händlers Buch verteidigt in seinem Buch "Versuch über den Roman als Erkenntnisinstrument" die Literatur gegen die Wissenschaft. Er glaubt nicht, dass der Roman von anderen Medien bedroht ist.
Der Schriftsteller und Philosoph Ernst-Wilhelm Händler sieht in der Romanlektüre eine sehr umfassende Möglichkeit, für das Leben zu lernen. "Man lernt auf ganz verschiedene Weisen im Leben", sagte Händler, der gerade das Buch "Versuch über den Roman als Erkenntnisinstrument" veröffentlicht hat. Von einem guten Roman habe der Leser dann etwas gelernt, wenn er nach der Lektüre ein anderer Mensch sei und die Welt anders sehe, meint der Autor. Altmodisch hätte früher man gesagt, dass ein Roman "charakterformend" sei.
Wissenschaft und Romane oft genauso fiktiv
Händler sagte, er habe sich in seinem Buch sehr stark mit dem Unterschied zwischen Wissenschaft und Literatur auseinandergesetzt. "Ein ganz entscheidender Unterschied ist nicht der, der üblicherweise als solcher verkauft wird, dass man sagt: die Wissenschaft, da geht es um Fakten und der Roman, das sind Erfindungen." Das sei "grundfalsch", sagte der Schriftsteller. Auch die Wissenschaft sei häufig genauso fiktiv wie die Romane. Im Roman spiele der Mensch die Hauptrolle und sei das Organisationsprinzip des Werkes. "Der Roman hat immer etwas mit Gefühlen zu tun", sagte Händler.
Der Roman sei immer eine private Angelegenheit, sagte er. Das habe nichts mit Interpretation zu tun. "Jeder liest den Roman anders und jeder Roman hat auch eine andere Wirkung auf den Leser." Allerdings gebe es keine Wirkung ohne Gefühle.
Fernsehen und Kino sind keine Konkurrenz
Um die Zukunft des Romans ist Händler keineswegs bange. Er sehe keine Konkurrenz zum Fernsehen. "Man kann mit Bildern und Dialogen keine Innensicht machen." Das, was im Roman der innere Monolog sei, könne im Fernsehen oder im Kino nicht vermittelt werden. "Ich sehe den Roman in keiner Weise bedroht."