Rom

Warum ein Schauspieler das Teatro Eliseo kaufte

Der italienische Regisseur und Schauspieler Luca Barbareschi, aufgenommen 2013
Vor allem mit Kino- und Fernsehfilmen bekannt gewoden: Schauspieler Luca Barbareschi © picture alliance / dpa / Riccardo De Luca
Von Thomas Migge · 30.09.2015
Kurz vor seiner Schließung hat Starschauspieler Luca Barbareschi das römische Teatro Eliseo gekauft und so sein Überleben gesichert. Barbareschis Optimismus wurde zunächst belächelt. Jetzt eröffnete das Theater die neue Spielzeit vor ausverkauftem Haus.
Die erste Premiere der neuen Spielzeit begann mit einem Stück des US-amerikanischen Theaterautors Rajiv Joseph - "Bengal Tiger at the Baghdad Zoo" von 2008. Vor ausverkauftem Haus.
Kurz vor der erwarteten Schließung des Teatro Eliseo Ende vergangenen Jahres kaufte Luca Barbareschi das Art-Noveau-Theater mit den zwei Bühnen an der zentralen Via Nazionale im Herzen Roms. Der 59-jährige Starschauspieler, vor allem durch Kino- und Fernsehproduktionen berühmt und wohlhabend geworden, soll das Eliseo für vier Millionen Euro übernommen haben. Geld für sein Projekt erhält er auch von befreundeten Bankiers, die seinen Wagemut unterstützen.
Vollmundig erklärte Barbareschi, das Theater renovieren und wiederbeleben zu wollen:
"Das ist schon sehr wichtig für mich. Das ist ja jetzt mein Haus, in das ich mein Geld stecke, hier riskiere ich mein Ansehen. Aber zum Glück habe ich ein internationales Netz von Freunden und Kollegen."
Prominente Unterstützer
Unter seinen prominenten Unterstützern befinden sich Regisseure wie Gabriele Lavia, schauspielerische Urgesteine wie Roberto Herlitzka, Musiker wie Nicola Pivani.
Barbareschis Optimismus wurde zunächst belächelt, doch der umtriebige Schauspieler, der in den vergangenen Jahren auch als Abgeordneter für Berlusconis und dann für eine andere konservative Partei im Parlament saß, meint es Ernst.
Das Teatro Eliseo unter seiner Leitung präsentiert sich jetzt nicht nur mit einer neuen Spielzeit - mit rund 30 Inszenierungen auf der kleinen und großen Bühne, vor allem modernes und zeitgenössisches Theater - sondern auch mit Konzerten.
In Zusammenarbeit mit dem römischen Konservatorium Accademia di Santa Cecilia werden klassische Konzerte geboten, aber auch Jazz und Zeitgenössisches, Pop und Experimentelles.
Luca Barbareschi setzt mit dem Teatro Eliseo alles auf eine Karte: einen Teil seines nicht unbeträchtlichen Vermögens und seine Karriere:
"Rom braucht einen Ort für Kultur, der stimuliert, der nicht von politischer Einflussnahme begrenzt ist. Das Eliseo ist mein Geschenk an die Stadt Rom".
Absolutes Unikum für Italien
Diese Privatrettung eines Traditionstheaters durch einen Künstler ist ein absolutes Unikum für Italien. Nachdem der Theaterfond des Kulturministeriums im vergangenen Jahr gestrichen wurde und staatliche Hilfen nur noch für finanziell angeschlagene staatliche Häuser vorgehen sind, gehen private Bühnen nicht nur leer aus sondern riskieren ihr Überleben. Einige mussten schließen, andere überleben mehr schlecht als recht mit eingedampften Spielzeiten.
Wird der Fall des römischen Teatro Eliseo im wirtschaftlichen und kulturellen Krisenland Italien Nachahmer finden? Gibt es weitere vermögende Künstler und Kunstliebhaber, die anstelle des klammen Staates einspringen, um Kultureinrichtungen zu retten?
Das muss bezweifelt werden. Schon deshalb weil es in Italien wohl nur sehr wenige andere Schauspieler und Kulturschaffende gibt, die mal eben einige Millionen Euro locker machen können, um gefährdete Kultureinrichtungen vor der Schließung zu bewahren. Bis jetzt hat sich jedenfalls kein anderer Künstler zu Wort gemeldet, um ein Theater, ein Museum oder eine andere Kulturinstitution zu retten.
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