Rolandseck-Festival

"Grosze Sachen im kleinen vorstellen"

Das Arp-Museums Remagen-Rolandseck (Rheinland-Pfalz) in der Wintersonne.
Das Arp-Museum Remagen-Rolandseck (Rheinland-Pfalz) © picture alliance / dpa / Thomas Frey
10.07.2014
"Der Bahnhof Rolandseck wird das Theater sein, in dem sich alle Künste vereinen, um das Wunderbare zu schaffen." Im Sinne dieses Satzes machte sich der Galerist Johannes Wasmuth Mitte der 60er Jahre auf, den verschlafenen Ort südlich der damaligen Bundeshauptstadt zu neuem Leben zu erwecken. Erfolgreich, gelang es ihm doch, aus dem Bahnhof, der schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein beliebter Treffpunkt war, zum Ort der Künste zu machen.
Inzwischen hat das neue moderne Arp-Museum das klassizistische Bahnhofsgebäude "unterhöhlt und überwölbt" und bildet mit ihm einen besonderen Dreiklang aus Literatur, Bildender Kunst und Musik.
Für Musik und Musiker bot der Bahnhof Rolandseck schon seit Beginn der kulturellen Bürgerinitiative des Johannes Wasmuth besondere Bedingungen: Hier lebte die junge Martha Argerich und hier begannen frühzeitig intensive Kontakte vor allem zu israelischen Musikern um den damaligen Konzertmeister der Israelischen Philharmoniker, Chaim Taub, als ansonsten noch schuldbeladene Sprachlosigkeit auf westdeutscher Seite gegenüber dem jüdischen Staat herrschte.
Aus diesen Kontakten hat sich das Rolandseck-Festival entwickelt, das unter der künstlerischen Leitung von Guy Braunstein steht, dem ehemaligen Konzertmeister der Berliner Philharmoniker, der auch Schüler Chaim Taubs ist. Der alte Meister schaut auch heute noch regelmäßig vorbei und genießt mit den Teilnehmern den malerischen Blick von der Dachterrasse des alten Bahnhofsgebäudes auf den Rhein. Bei diesem Festival sind die Begegnungen zwischen Musikern und Publikum immer besonders eng, nicht nur, weil die Räumlichkeiten dazu angetan sind, sondern auch, weil die Organisatoren um den Rolandseck-Musikchef Torsten Schreiber darauf Wert legen, Künstler und Zuhörer zusammenzubringen - zum Beispiel durch eine gemeinsame musikalische Bootsfahrt auf dem Rhein.
Deutschlandradio Kultur überträgt regelmäßig von dort besondere Konzerte, nicht nur vom jährlichen Festival der Kammermusik. Das findet in diesem Jahr zum neunten Mal statt. Das Motto dieses Jahr lautet ein wenig geheimnisvoll „Grosze Sachen im kleinen vorstellen" – das ist die Definition des Begriffs „Modellmacher" mit den Worten des alten Grimmschen Wörterbuchs.
Am diesjährigen vierten Festivaltag übertragen wir live aus dem Festsaal in Rolandseck. Die Musikerinnen und Musiker bieten am heutigen Abend gleich zwei Beispiele für ihr Motto. Die „großen Sachen" sind in diesem Fall Beethovens zweite Sinfonie und Debussys Oper „Pelléas et Melisande". Beide Werke passen sehr gut in den kleinen alten Festsaal des Rolandsecker Bahnhofs. Denn schon kurz nach der Aufführung der jeweiligen Werke machten sich fleißige Kollegenhände daran, die Werke für den kammermusikalischen Hausgebrauch umzuformulieren: Johann Nepomuk Hummel gestaltete eine ganze klassische Sinfonie für Flöte, Geige, Violoncello und Klavier um. Und Hubert Mouton machte aus der sagenhaft schönen Oper Debussys eine Essenz für Trio, ebenfalls unter Einbeziehung der Flöte.
Ebenso groß war das, was Bedřich Smetana in die Form eines Streichquartetts brachte, nämlich sein ganzes Leben mit allen Höhen und Tiefen, Lieben, Erfolgen und Niederlagen. Als Geschenk zum 150. Geburtstag von Richard Strauss präsentieren die Musiker ein Andante für Horn und Klavier des jungen Meisters. Die Moderne darf dann doch nicht fehlen bei einem Konzert des Rolandseck-Festivals. Der finnische Avantgarde-Klassiker Magnus Lindberg steuert ein Klarinettentrio bei. Der Klarinettist Chen Halevi hat es nach Rolandseck mitgebracht. Er kennt es sehr gut, denn er hat es schon zusammen mit dem Komponisten aufgeführt.
Rolandseckfestival
Live aus dem Festsaal des Arp-Museums Bahnhof Rolandseck
Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 2 d-Moll op. 36
bearbeitet von Johann Nepomuk Hummel für Flöte, Violine, Violoncello und Klavier
Richard Strauss
Andante für Horn und Klavier op. posth.
Magnus Lindberg
Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier
Claude Debussy
Auszüge aus "Pelléas et Mélisande"
bearbeitet von Hubert Mouton für Flöte, Violoncello und Klavier
ca. 20.55 Uhr Konzertpause
darin: „Die Rolandseck Summer School – ein Projekt für den Nahen Osten"
Von Hildburg Heider
außerdem: die Festivalleiter Guy Braunstein und Ohad Ben-Ari und andere Mitwirkende im Gespräch mit Volker Michael
Bedřich Smetana
Streichquartett Nr. 2 d-Moll
Gili Schwarzman, Flöte
Chen Halevi, Klarinette
Chezy Nir, Horn
Guy Braunstein / Gergana Gergova / Rosanne Phillipens, Violine
Yulia Deyneka, Viola
Alban Gerhardt / Zvi Plesser, Violoncello
Ohad Ben-Ari / Sunwook Kim, Klavier