Roland Jahn soll Marianne Birthler nachfolgen

30.11.2010
Roland Jahn war einer der bekanntesten Bürgerrechtler der DDR, wurde jahrelang von der Stasi verfolgt und inhaftiert. Nun hat das Kabinett den Redakteur des RBB-Magazins "Kontraste" als Chef der Stasi-Unterlagenbehörde vorgeschlagen. Ein Porträt.
Mit 30 Jahren kommt Roland Jahn, geboren in Jena, zum ersten Mal in die Bundesrepublik Deutschland. Er liegt gefesselt und geknebelt in einem Eisenbahnwaggon.

Jahn, Jahrgang 1953, war einer der bekanntesten Bürgerrechtler der DDR. Er setzte sich nicht für den Umsturz, aber für einen besseren Sozialismus ein. Zur Mai-Parade erschien er mit Bart - über der rechten Lippe den Stalin-Schnauzer, über der linken das Hitler-Bärtchen. Das reichte. Jahn wurde immer wieder von der Stasi verhört und monatelang inhaftiert.

Als sich ein Freund im Stasi-Gefängnis in einer Zelle erhängt, kleben Jahn und seine Mitstreiter Todesanzeigen auf Laternenmasten und Telefonhäuschen. Jahn wird daraufhin als Rädelsführer verhaftet, Amnesty International protestiert.

Roland Jahn wird tatsächlich freigelassen - und von der Stasi in eine Falle gelockt: Unter einem Vorwurf wird er aufs Wohnungsamt bestellt und landet - gefesselt und geknebelt - in eben jenem Interzonenzug.

Im Westen macht Jahn mit seinen Aktionen weiter. Er organisiert Informanten in der DDR und rüstet sie mit Mikrofonen und Kameras aus. Sie drehen verdeckt, das Material schmuggeln sie in den Westen, wo es in den großen Politmagazinen gesendet wird.

Jahn wird auch nach seiner Ausbürgerung von Spitzeln verfolgt. Sogar vor Autobomben schrecken sie nicht zurück. Aber er gibt nicht auf, macht bis zur Wende weiter.

Nun soll Jahn, der derzeit beim RBB als Redakteur des Magazins "Kontraste" arbeitet, die Stasi-Unterlagenbehörde leiten. Für ihn ist das auch die Anerkennung seiner Lebensleistung. Sein Lebensthema bleibt, wie er sagt, die "Gerechtigkeit".