Roland Emmerich

"Ich hoffe, es wird keine Trump-Filme geben"

Der Regisseur Roland Emmerich in Hollywood.
Der Regisseur Roland Emmerich in Hollywood. © Imago Stock & People
Moderation: Korbinian Frenzel · 17.03.2017
Der Regisseur Roland Emmerich rät allen, sich weniger mit Donald Trump zu befassen. Er hofft, dass es niemals einen Film über den US-Präsidenten geben wird. Nun wird Emmerich, der in Hollywood Karriere machte, mit dem Carl-Laemmle-Preis für Produzenten geehrt.
Hollywood-Regisseur und -Produzent Roland Emmerich ist derzeit in seiner schwäbischen Heimat. Am Freitag bekommt er in Laupheim den Carl-Laemmle-Preis verliehen, benannt nach dem 1867 in Laupheim geborenen späteren Gründer der Universal Studios in Hollywood.
Roland Emmerich hatte sich schon während des US-Wahlkampfs als Trump-Kritiker zu Wort gemeldet. Nach der Präsidentenwahl findet der Filmproduzent aber, dass über Trump zu viel geredet werde. "Deswegen hat er die Wahl gewonnen", sagte Emmerich im Deutschlandradio Kultur. "Ich sage immer: No Trump Talk! It will only help him!" Er hoffe, dass es keine Trump-Filme geben werde. "Irgendwie fände ich ihn noch schrecklicher."
Emmerich sagte, dass es in Zeiten des Rechtsruck und der Einschränkung von Freiheiten die Kunst immer in den Widerstand eintrete und einen gewissen Aufschwung erlebe. Trump sei so unbedarft und unintelligent, dass er seine Zweifel habe, ob es für die Kunst gut sei, sich mit Trump auseinanderzusetzen.
Sein alter Film "The Day After Tomorrow" erlebe neue Aktualität, sagte Emmerich. Darin gebe es eine Szene, in der Amerikaner illegal nach Mexiko gingen und über die Zäune stiegen. "Das hat damals schon viel Aufsehen erregt, und natürlich, der Film wird jetzt gerade viel gespielt."

Emmerichs "Joey" war Carl Laemmle gewidmet

Mit Carl Laemmle verbinde ihn, dass auch er versucht habe, Kontrolle über seine Projekte zu haben, sagte Emmerich. "Das kann man damit machen, dass man selber schreibt oder mitschreibt und dann halt produziert und Regie führt."
Der Name Carl Laemmle sei ihm während seines Filmstudiums begegnet. Als einziger Schwabe habe er es an der Filmhochschule München ein bisschen schwer gehabt, erinnert sich Emmerich. Dann habe er irgendwann gelesen, dass es einen Carl Laemmle gibt, der so wie er Schwabe sei und es in Hollywood weit gebracht habe. Sein zweites Filmprojekt "Joey" habe er dann Carl Laemmle gewidmet.
Der Klischee vom sparsamen Schwaben ist offenbar in der Filmbranche nützlich: "Ich glaube, da ist auch nichts Schlechtes dran, dass man sparsam ist. Ich habe das viel in meiner Karriere benutzt, dass ich gesagt habe: ein normaler Film würde jetzt vielleicht so viel kosten. Aber ich kann das für 20, 30 Millionen billiger. Aber dafür will ich auch Anteile des Filmes haben und dann will ich aber auch das Sagen haben."
Der Regisseur Roland Emmerich steht am 15.03.2017 im Literaturhaus in Stuttgart neben einem Plakat für den Laemmle Produzentenpreis. Am 17.03.2017 wird Roland Emmerich in Laupheim, der Geburtsstadt des Filmpioniers Carl Laemmle, mit dem Laemmle-Preis ausgezeichnet.
Der Regisseur Roland Emmerich steht im Literaturhaus in Stuttgart neben einem Plakat für den Laemmle Produzentenpreis.© picture alliance / dpa / Bernd Weißbrod
Darüber habe er sich eine gewisse Unabhängigkeit geschaffen, betont Emmerich. "Ich bin ja nicht der Einzige. Zum Beispiel Steven Spielberg versucht auch immer, seine Filme für weniger Geld zu drehen, weil er natürlich versteht, dass je höher das Budget ist, desto größer ist der Druck."

Das Interview im Wortlaut:

Korbinian Frenzel: Deutschland und Hollywood haben mehr miteinander zu tun, als man gemeinhin denkt. Und das machen mindestens zwei Namen deutlich, zwei Männer, zwei ganz unterschiedliche Zeiten: Carl Laemmle ist der eine, ein deutscher Auswanderer aus dem schwäbischen Laupheim, der – das kann man getrost so verkürzen – Hollywood als Zentrum des Films überhaupt erst geschaffen hat zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als Begründer der Universal Studios; der andere Mann heißt Roland Emmerich, der Regisseur und Produzent von Blockbustern wie "Independence Day" oder "The Day After Tomorrow". Und jetzt kommt die Verknüpfung: Roland Emmerich ist der erste Träger des neu geschaffenen Carl-Laemmle-Preises, heute wird er in Laupheim an ihn verliehen. Roland Emmerich, jetzt am Telefon, ich grüße Sie, Herr Emmerich, und herzlichen Glückwunsch zu dem Preis!
Roland Emmerich: Vielen Dank!
Frenzel: Carl Laemmle, ist der im heutigen Hollywood noch ein Begriff oder werden Sie da ein paar erklärende Worte verlieren müssen, wenn Sie zurückfliegen?
Emmerich: Nee, das geht ja schon mit der Universal Studio Tour los, wenn man immer hört: Carl Laemmle had a dream. Und dann wird den Leuten erzählt, dass es da jemand gab wie Carl Laemmle, der halt die Studios gegründet hat.
Frenzel: Was war denn dieser Traum?
Emmerich: Er wollte einfach Leute unterhalten, er hat Film entdeckt als Nickelodeon und hat dann sehr schnell gemerkt, dass er seine eigenen Projekte produzieren will und nicht nur verleihen will. Und dann hat er halt angefangen, Studios zu gründen.
Frenzel: Ist das das, was Sie mit ihm verbindet, Roland Emmerich mit Carl Laemmle?
Emmerich: Ich habe eigentlich einen ganz einfachen Zugang zu ihm, weil, ich habe es schon in der Filmhochschule in München damals als Schwabe so ein bisschen schwer gehabt und habe dann halt irgendwann mal gelesen, dass es halt jemand gibt wie Carl Laemmle, der halt so wie ich Schwabe ist und es halt in Hollywood weit geschafft hat. Und ich habe das dann immer benutzt und ich habe dann mein zweites Filmprojekt, also, das hieß "Joey" damals, habe ich also vorne auf der ersten Seite das dem Carl Laemmle gewidmet. Das war gewidmet Carl Laemmle, dem Begründer von Universal Studios da von Laupheim in Ulm.

Kontrolle über die eigenen Projekte

Frenzel: Also eine lange Verbindung. Herr Emmerich, warum hat man es denn schwer als Schwabe auf der Filmhochschule?
Emmerich: Ja, bis man halt alles … Die waren von überall aus Deutschland und ich war halt der einzige Schwabe, und das ist halt dann immer schon vom Schwäbischen her … wird man immer so ein bisschen belächelt.
Frenzel: Die Jury hat sie gewürdigt als einen Ermöglicher. Ist das eine gute, eine gut getroffene Beschreibung, ist das Ihre Idee vom Produzentendasein?
Emmerich: Ja … Also, was ich halt gemacht habe, wahrscheinlich auch mich mit Carl Laemmle verbindet, ich habe halt versucht, Kontrolle über meine Projekte zu haben. Das kann man damit machen, dass man selber schreibt oder mitschreibt und dann halt produziert und Regie führt. Man ist nicht halt nur angestellt, man macht den ganzen Film mehr oder weniger alleine. Und natürlich braucht man viele, viele Leute, aber man ist schon der Boss von dem ganzen Ding.

Zu viel Gerede über Trump

Frenzel: Der Boss von dem Ganzen. Herr Emmerich, das bringt mich auf ein Thema, das ihr Land gerade umtreibt, Ihr Land, Ihre Heimat, Amerika. Der neue Boss in Washington … Hollywood war und ist mehrheitlich ja, kann man so sagen, auf der anderen Seite, Sie selbst haben sich ganz klar auch gegen Donald Trump gestellt vor der Wahl. Wie haben Sie denn diese ersten Wochen jetzt erlebt?
Emmerich: Ja, ich meine, das Problem ist halt, dass so viel über ihn geredet wird. Deswegen hat er die Wahl gewonnen. Ich habe jetzt noch mal, mit Freunden mache ich das immer schön aus, ich sage immer: No Trump Talk! It will only help him!
Frenzel: Funktioniert das?
Emmerich: Ja klar, weil, es geht jetzt so langsam los, dass die Leute sagen, über den wird zu viel geredet, das macht ihn nur wichtig.
Frenzel: Jetzt fühle ich mich fast ein bisschen schlecht, wenn ich trotzdem weitermache, aber es ist einfach so verlockend, weil auch so viel drinsteckt und so viele Fragen da aufkommen, die letztendlich auch Ihre Arbeit ja als Künstler und Filmemacher umtreiben. Ich habe einen Titel vor Augen, deutsches Kunstmagazin, "Monopol", das getitelt hat jetzt gerade jüngst "Danke, Donald!", weil der Mann die Künstler so unglaublich inspiriert. Die Tatsache, dass es …
Emmerich: Vor allem die Komiker.
Frenzel: Ja, die Komiker, aber auch darüber hinaus. Ist das denn etwas, was auch für den Film gilt aus Ihrer Sicht?
Emmerich: Ich hoffe, dass es keine Trump-Filme gibt, weil das so eine … Irgendwie fände ich ihn noch schrecklicher. Ich glaube, dass immer in Zeiten, wo es einen Rechtsruck gibt, wo, sagen wir mal, ganz bestimmte Freiheiten wieder beschränkt werden, natürlich die Kunst immer Widerstand fühlt und deswegen natürlich besonders Kunst in solchen Zeiten irgendwie ein bisschen Aufschwung erlebt. Auf der anderen Seite muss ich sagen: Normalerweise sind ja solche Dinge … Also, ich meine, Trump ist einfach, finde ich, so unbedarft und so unintelligent, dass ich denke … Ja, ich weiß nicht, ob das so der Kunst guttut, sich mit Trump auseinanderzusetzen.

Alter Film mit neuer Aktualität

Frenzel: Die Frage ist natürlich, inwieweit Wirklichkeiten dargestellt werden, dann eben auch anders dargestellt werden. Der Blockbuster ist ja an sich nicht der Film, der dafür geschaffen ist, politische Botschaften zu haben. Aber müsste er das vielleicht wieder stärker haben in diesen Zeiten?
Emmerich: Ja, ich habe das halt natürlich immer versucht in meinen Filmen. Ich meine, in "The Day After Tomorrow" habe ich eine Szene, wo Amerikaner illegal nach Mexiko gehen und über die Zäune steigen, und das hat damals schon viel Aufsehen erregt, und natürlich, der Film wird jetzt gerade viel gespielt aus diesem Grund, weil natürlich der so plötzlich wieder aktuell geworden ist. Aber ich glaube, hauptsächlich sollte man einfach nicht so viel sich um ihn kümmern, weil ich glaube, das ist ihm das Wichtigste, dass über ihn geredet wird, und ich denke, dass man halt ihm den Gefallen nicht tun sollte.
Frenzel: Herr Emmerich, ich erlöse Sie aus der Trump-Betrachtung, denn heute kriegen Sie auch einen Preis, darüber reden wir, den Carl-Laemmle-Preis. Ein Schwabe, Sie haben es gesagt, wie Sie. Jetzt komme ich natürlich mit einem üblen Klischee, dem Klischee der schwäbischen Mentalität, des Strebsamen, des Ordentlichen, natürlich auch des Sparsamen. Aber ist das vielleicht der Erfolg des Schwaben damals und des Schwaben heute in Hollywood?
Emmerich: Ja, und ich glaube, ich meine, da ist auch nichts Schlechtes dran, dass man sparsam ist. Ich habe das viel in meiner Karriere benutzt, dass ich gesagt habe, ein normaler Film würde vielleicht jetzt so viel kosten, aber ich kann das für 20, 30 Millionen billiger machen, aber dafür will ich auch Anteile des Filmes haben und dann will ich halt aber auch das Sagen haben. Und das hat so funktioniert. Und ich habe mir da so eine gewisse Unabhängigkeit geschaffen. Ich bin ja nicht der Einzige, zum Beispiel Steven Spielberg versucht auch immer, seine Filme für weniger Geld zu drehen, weil er natürlich versteht, dass, je höher das Budget ist, umso größer ist der Druck.
Frenzel: Regisseur, Produzent und ab heute der erste Preisträger des Carl-Laemmle-Produzentenpreises – Roland Emmerich, ich danke Ihnen für das Gespräch!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio Kultur macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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