"Robot & Frank"

Gesehen von Hans-Ulrich Pönack · 24.10.2012
Amerika in nicht allzu ferner Zukunft: Der eigenbrötlerische ehemalige Meisterdieb Frank ist gar nicht begeistert, als sein Sohn ihm einen Pflegeroboter zur Seite stellt. Doch als seine geliebte Bücherei dicht machen soll, nutzt Frank den Androiden auf seine Weise.
So abwegig ist der künftige Gedanke gar nicht - da der Mensch anscheinend immer unbezahlbarer in der täglichen kapitalistischen Arbeit ist, werden eines baldigen Tages mehr und mehr Roboter zur professionellen Unterstützung herangezogen. Wie zum Beispiel in der Altenpflege. Solch eine vorhersehbare köstliche "Spinnerei" leistet sich der New Yorker Werbe- und Musikclip-Filmer Jake Schreier bei seinem langen Kinospielfilmdebüt.

Sein hübscher Independent-Erstling, basierend auf einem Drehbuch von Christopher D. Ford, ausgezeichnet beim diesjährigen "Sundance Festival, stellt den demenzkranken Ex-Meisterjuwelendieb Frank (Frank Langella) in den schwarzkomischen Mittelpunkt, einem fortgeschritten-vergesslichen wie bockigen Eigenbrötler, der mit der "heutigen Zeit" nicht mehr so recht klarkommt. Er freut sich täglich auf die Begegnung mit der Büchereifrau Jennifer (Susan Sarandon), denn bei ihr gelingt es ihm immer noch unbeobachtet (wie er glaubt), etwas zu stibitzen. Ansonsten bietet das Leben keine Herausforderungen mehr.

Als ihm sein Sohn Hunter (James Marsden) einen neuartigen Pflege-Service-Roboter aufzwingt, ist er zunächst gar nicht erbaut. Dann jedoch lernt er dessen gute Fähigkeiten kennen und schätzen und beginnt, Geräte-Kumpel "Robot" für sich zu benutzen. Schließlich gilt es, diese, seine Bücherei zu erhalten. Sie ist zu teuer, geworden, soll abgeschafft und Modernerem Platz machen.

Doch gemeinsam mit seinem gescheiten Metallpartner macht er sich daran, die notwendige Kohle aufzutreiben. Frank besitzt schließlich immer noch das enorme handwerkliche Potenzial, während der helle, bisweilen aber auch tyrannische Robotkomplize für geistige wie weitere handwerkliche Belebungen sorgt. Die beiden erweisen sich als perfektes "Digi"-Paar mit Kuschel-Charme.

Alte Welt gegen neue Existenz: Gestern hatte man noch Zeit und Muße, interessierten Worte, Gedanken aus Büchern. Heute wird lieber hektisch am schnellen Gewinn gewerkelt. Roboter zählen mit dazu, kann man sie doch wunderbar bedarfsmäßig herstellen und verwenden, zum Beispiel zur Ruhigstellung der Alten, deren Gebrauch als gesellschaftlicher Wert ja gering (geworden) ist. Aus dieser Konstellation kann man feine schelmische Komödien herstellen, wie hier.

Wenn man einen solch überragenden Hauptdarsteller wie eben Frank Langella zur Verfügung hat. Der heute 74-Jährige ist ein alter Hase im Schauspielbusiness und bekam 2009 eine verdiente "Oscar"-Nominierung für seine grandiose Interpretation des Richard Nixon in dem Klasse-Drama "Frost / Nixon". Hier gehört ihm menschlich allein die Bühne. Was Frank Langella herrlich nutzt mit seiner beeindruckenden unangestrengten Mimik, über seine lakonische Körpersprache und der trocken-schmunzelnden Ironie-Balance, sich neben solch einem "pfiffigen" Blechkobold positionieren zu dürfen.

Ein Emotionsdrama um Alzheimer mit Science Fiction-Appeal zu beleben und derart süffisant, charmant, völlig unverkrampft und dabei auch so schön melancholisch auf die kommunikative wie reizvolle Unterhaltungsreihe zu kriegen - Donnerwetter!

Der Film "Robot & Frank" jedenfalls ist liebevoll menschlich und pointiert metallig. Und auch die Schlusswendung sitzt. Gut, ist originell prima.


USA 2012. Regie: Jake Schreier. Darsteller: Frank Langella, Susan Sarandon, James Marsden, Liv Tyler, Jeremy Sisto. FSK: ohne Altersbeschränkung. Länge: 89 Minuten

Filmhomepage Robot & Frank