"Ricky - Wunder geschehen"

13.05.2009
"Ricky" beginnt scheinbar konventionell und zeigt eine junge alleinerziehende Mutter und ihre Suche nach Glück. Als ihr Sohn Ricky geboren wird und dem Jungen Flügel wachsen, kippt die Story vom Sozialdrama ins Fantastische. Doch Ozon kriegt es stilistisch nicht zusammen.
Frankreich 2009. Regie: François Ozon. Darsteller: Alexandra Lamy, Sergi López, Mélusine Mayance, Arthur Peyret, André Wilms, Jean-Claude Bolle-Reddat, Julien Haurant Länge: 90 Minuten

Frankreichs Regie-Star François Ozon wurde vor allem mit der Kriminalkomödie "Acht Frauen" bekannt. Publikum und Kritik jubelten einhellig. Auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin im Februar dieses Jahres zeigte er den Film "Ricky" - und bekam diesmal Zustimmung und Ablehnung gleichermaßen - vor allem aus formalen Gründen.

Die Geschichte beginnt scheinbar konventionell: Katie, eine Frau Anfang der 30 vielleicht, erzählt unter Tränen, dass sie sich nicht mehr in der Lage sieht, ihren Sohn Ricky zu betreuen. Der Junge sei zu schwierig. Dann erzählt eine Rückblende von ihrem Leben mit der siebenjährigen Tochter Lisa. Die Arbeiterin müht sich sichtlich, dem Kind Geborgenheit zu geben. Als sie sich in Kollege Paco verliebt, besteht die Chance zu einem geregelten Familienleben.

Doch die Geburt von Ricky verändert alles. Erst schleicht sich Misstrauen zwischen die Liebenden. Es sieht so aus, als habe Paco den Kleinen misshandelt. Das stimmt aber nicht. Dem Baby wachsen Flügel auf dem Rücken. Gleich einem Vogel macht sich das Kind dann, eines Tages, durch die Lüfte davon. Was die Mutter in eine schwere Depression treibt. Doch sie überwindet die Krise dank Lisa und Paco.

Problem des Films: Er ist zunächst ein ernst zu nehmendes Psychodrama und eine gewichtige Sozialstudie, dann plötzlich seltsam rätselhafte Fantasy. Regisseur François Ozon kriegt das stilistisch nicht zusammen. Und: Er überlässt mich als Zuschauer zu sehr dem Rätselraten: Was ist Traum, was Realität, wo sind Rückblenden Visionen, wo kollidieren Wahn und Wirklichkeit? Werden hier Alpträume einer Schwangeren erzählt? Ist das ein düsteres Märchen? Ein Comic? Das verwirrt - und langweilt schließlich.

Aber: Wegen des ersten Teils, da, wo die Story noch nicht ins Phantastische abhebt, ist der Film wirklich sehenswert. Da ist das nämlich sehr spannend und, vor allem, die Schauspieler fesseln mit großer Intensität. Wer künstlerisch dichte Reports aus der Wirklichkeit mag, in diesem Fall dem bescheidenen Leben so genannter kleiner Leute, wird da mit viel Stoff zum Nachdenken versorgt.

Filmhomepage "Ricky" (französisch)