Rheinland-Pfalz

Eine kleine Wappenkunde

Eine Flagge mit dem Wappen von Flagge von Rheinland-Pfalz.
Eine Flagge mit dem Wappen von Flagge von Rheinland-Pfalz. © dpa / picture alliance / Wolfram Steinberg
Von Claus Stephan Rehfeld · 15.04.2015
Rheinland-Pfalz ist ein Kunstgebilde der zweiten deutschen Nachkriegszeit. Ein Zusammengehörigkeitsgefühl kam in dem "Land aus der Retorte" nicht so schnell auf. Das Wappen dagegen hat eine lange Tradition.
Die schönste Geschichte überliefern uns die Gebrüder Grimm. Sie beginnt anno 1009. Willegis ward zum Bischof von Mainz gewählt, aber von armer Herkunft. Die adligen Turmherren und Stiftsgenossen hassten jedoch den Sohn eines Radmachers. Und so malten sie mit Kreide, um ihn zu verdrießen, Räder an die Wände und Türen seines Schlosses. Nun ließ Willegis in alle seine Gemächer weiße Räder in rote Felder malen. Und einen Spruch dazu setzen. "Willegis, Willegis, denk, woher du kommen sis (bist)."
Viele alte Geschichten erzählt das Wappen von Rheinland-Pfalz. Es vereinigt die drei rheinischen Kurfürstentümer, die das Gebiet des Bundeslandes am stärksten geprägt haben. Die früheren Kurfürstentümer Trier, Mainz und Pfalz.
Das Trierer Sankt-Georgs-Kreuz, das Mainzer Rad, der Pfälzer Löwe.
Das rote Kreuz auf weißem Grund erscheint anno 1273 im Rücksiegel von Erzbischof Heinrich II. Es ist das Wappen des Erzbistums und Kurfürstentums Trier. Seit 902 ist der Erzbischof von Trier auch weltlicher Herr. Sein irdischer Herrschaftsanspruch erlischt 1803.
Das sechsspeichige Rad auf rotem Grund prangt im 13. Jahrhundert im Siegel des Bistums Mainz. Steht es für das Christusmonogramm XP? Ist es das Zeichen eines keltischen Sonnengottes? Oder ist das Rad ein Kennzeichen des Heiligen Martin ist?, dem Patron der Stadt Mainz und des Doms.
Der goldene kurpfälzische Löwe auf schwarzem Grund zeigt rotbewehrt und mit roter Krone besetzt. 1229 ist er auf einem Reitersiegel des Wittelsbacher Pfalzgrafen Otto dem Erlauchten zu sehen. Jahrhunderte lang ist der goldene Löwe auf schwarzem Grund das gemeinsames Zeichen der Wittelsbacher.
Doch über den Symbolen dreier mittelalterlicher Kurfürstentümer thront seit 1948 die goldene Volkskrone. Weinlaub, fünf goldfarbene Weinblätter. Die Blattkrone ziert das Wappenschild, sie stellt das Volk als Souverän dar.
Schwarz-Rot-Gold. Die Farben der Landesflagge sind aus dem Landeswappen abgeleitet. Und aus einer demokratische Tradition. Dem "Hambacher Fest". Dort taucht erstmals die gewählte Farbfolge auf einer Hauptfahne auf. Wird im Zug der Demonstranten hochgehalten. Und es hieß: "Es lebe das freie, das einige Deutschland!" Das war die Reihenfolge von 1832: freies Deutschland, einiges Deutschland.
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