Revanche für mögliche russische Angriffe

Erwägen die USA Cyber-Attacken auf Russland?

Ein Passwort wird auf einem Laptop über die Tastatur eingegeben. Die Hände auf der Tastatur tragen schwarze Stulpen. Auf dem Monitor sind die Worte "Enter Password" zu lesen. Im Hintergrund erkennt man verschwommen weitere Bildschirme.
Passwort Eingabe bei einem Laptop © picture alliance / dpa / Oliver Berg
Von Martina Buttler · 16.10.2016
Mit einer groß angelegten Cyber-Attacke will sich Washington an Moskau rächen - das jedenfalls droht US-Vizepräsident Joe Biden an. Denn die USA werfen Russland vor, amerikanische Computersysteme gehackt und sich somit in den Wahlkampf eingemischt zu haben.
Es sei Zeit für einen Denkzettel an Russland. Damit droht der US-Vizepräsident in einem Interview mit NBC, das am heutigen Sonntag ausgestrahlt wird. In Ausschnitten, die vorab bekannt wurden, kündigt Joe Biden an:
"Wir senden eine Botschaft. Wir haben die Möglichkeit, es zu tun, und Putin wird es verstehen. Wir werden einen Zeitpunkt wählen, der die größtmögliche Wirkung entfaltet."
Eine groß-angelegte Cyber-Attacke soll als Revanche für Moskau vorgeworfene Manipulationen des US-Wahlkampfes geplant sein. Der Auslandsgeheimdienst CIA soll dem Weißen Haus bereits verschiedene Vorschläge gemacht haben, wo der Kreml am verwundbarsten sei und bloßgestellt werden könne. Die USA werfen Russland vor, Computersysteme politischer Institutionen und Organisationen gehackt und sich so in den Wahlkampf eingemischt zu haben. Moskau bestreitet das. Der NBC-Moderator will wissen, ob die Öffentlichkeit von der Botschaft an Moskau erfahren werde.
Biden sagt: Er hoffe es nicht. Anordnen kann einen solchen Cyberangriff nur US-Präsident Barack Obama. In Regierungskreisen wird angeblich noch diskutiert, ob dies der richtige Weg ist oder andere Optionen gewählt werden sollten.

Clinton-Sprecher: ein zweites Watergate

Unterdessen wurden bei Wikileaks angebliche Abschriften dreier bezahlter Reden bekannt, die Hillary Clinton bei den Investmentbankern von Goldman Sachs gehalten haben soll. Sie sollen aus gehackten Mails von Clintons Wahlkampfchef John Podesta stammen. Das Clinton-Lager äußerte sich nicht zu den Veröffentlichungen, stritt sie aber auch nicht ab. Ein Sprecher sagte, dies sei ein zweites Watergate. Statt in Aktenschränke würde in E-Mails eingebrochen, um eine Wahl zu beeinflussen. Lanhee Chen, ehemaliger Berater des Republikaners Marco Rubio, dazu auf CNN:
"In einem normalen Wahlkampf wären diese Veröffentlichungen verheerend. Man sieht, wer die private Hillary Clinton ist im Vergleich zur öffentlichen Person."
Im Hinblick auf Finanzregulierungen soll Clinton beispielsweise gesagt haben, dass sie genauer untersucht werden müssten, um nicht das zu zerstören, was funktioniert. 2013 soll sie kritisiert haben, dass die USA nicht verdeckt in Syrien intervenieren würden. Außerdem soll Hillary Clinton über Russland gesagt haben, sie wolle gern weiter an einer positiveren Beziehung arbeiten. Putin habe allerdings einige Angebote zur Zusammenarbeit pauschal abgelehnt.
Clintons Wahlkampfchef beschuldigt russische Geheimdienste, hinter dem Hackerangriff auf seinen E-Mail-Account zu stecken. Schon bei der ersten Veröffentlichung von gehackten Mails der Demokraten verdächtigten Experten russische Hacker.
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