Religionsunterricht

Entdeckungsreise im Garten der Religionen

Drei Symbole stehen für die Weltreligionen Judentum, Christentum, Hinduismus
Judentum, Islam und Hinduismus: In Köln lernen Kinder die Weltreligionen auf ganz besondere Art kennen. © picture alliance/dpa/Keystone/Urs Fueller
Von Eva Wolk · 17.01.2016
Ein ehemaliger Klostergarten in Köln ist zu einem "Garten der Religionen" geworden. Dort können Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren lernen, was die verschiedenen Glaubensrichtungen der Welt jeweils ausmacht - und was sie verbindet.
Im Kölner Garten der Religionen rennen 20 Sechsjährige der IN-VIA-Mitarbeiterin Anne Plhak hinterher. Das Ziel: die erste Station der "Weltreise zu den Religionen". Die Sozialpädagogin ist unter anderem zuständig für den interreligiösen Dialog. Man sieht und hört: Für die Kinder ist das vor allem ein Spiel, an dem sie Spaß haben. Tatsächlich aber steckt viel mehr hinter diesem Projekt.
"Der Hintergrund ist, dass wir hier im Garten der Religionen die Erfahrung machen, dass viele, auch gerade Jugendliche und Erwachsene, sehr viele Vorbehalte haben gegenüber anderen Religionen. Und dahinter verbergen sich oft Ängste, Unkenntnis: Was machen die Religionen eigentlich, was ist da Programm? Was ist eigentlich der Glaube? Und wir haben gesagt, eigentlich ist es fast zu spät, wenn wir mit Erwachsenen arbeiten und sich Vorurteile einfach schon verfestigt haben – und haben gesagt: Eigentlich müssen wir eher ansetzen und ein bisschen verhindern, dass Kinder überhaupt solche Vorurteile entwickeln."
Im Garten der Religionen hat jede Religion ihren eigenen Platz, an dem unter anderem ihr Symbol in einer Steinplatte eingelassen ist. Vor Reiseantritt hat jedes der Kinder einen Reisepass bekommen, auf dem alle Stationen in Form der Religionssymbole abgebildet sind. An jeder Station gibt es einen Stempel. Die erste heißt: Islam.
Anne Plhak: "Was hat der Islam für ein Zeichen? Wer erkennt das?"
Kinder: "Ein Mond!"
Anne Plhak: "Ein Mond! Ist das denn ein großer, runder Mond? Ein Vollmond?"
Kinder: "Nein! Ein Halbmond!"
Anne Plhak: "Ein Halbmond!"
Kind: "Ein Bananenmond!"
Anne Plhak: "Ein Bananenmond, genau!"
Die Kinder erfahren an dieser Station, wie die Muslime beten. Anne Plhak hat einen Kompass dabei.
Anne Plhak: "Und was zeigt ein Kompass an?"
Kind: "In welcher Richtung!"
Anne Plhak: "Genau, der zeigt die Richtungen an."
Kind: "Ich hab auch schon mal gesehen. Meine Oma hat einen Teppich, wo ein Kompass ist, dass sie weiß, wohin das zeigt, der Teppich, wohin man beten muss."
Anne Plhak: "Perfekt! Muslime müssen nämlich in eine bestimme Richtung beten, deswegen brauchen sie so einen Kompass."
Die Kinder dürfen jeweils selbst aussuchen, welches ihr nächstes Ziel sein soll auf ihrer Reise rund um die Welt des Glaubens. Sie entscheiden sich für den Buddhismus.
"Zum Buddhismus, da müssen wir bis nach Asien."
"Als wir das Projekt konzipiert haben, da gab's die ganzen Pegida-Demonstrationen, wo wir einfach gesagt haben, wir müssen da anpacken. Aber es passt eben auch sehr gut zur aktuellen Flüchtlingssituation. Und in der Tat haben jetzt schon einige Gruppen teilgenommen, wo einfach gerade Flüchtlingskinder angekommen waren. Und weil das Ganze eben so spielerisch ist, braucht man da nicht unbedingt viel Sprache, sondern die Kinder können einfach mitspielen, mitrennen. Und im besten Falle sehen sie halt auch Dinge aus ihrer Religion, die sie kennen und merken einfach, es gibt hier bekannte Dinge, ich bin hier ein bisschen auch zu Hause."
Ein Mensch als zentrale Figur des Glaubens
Am Haltepunkt "Buddhismus" finden die Kinder als Symbol: Ein Rad mit acht Speichen. Reiseleiterin Anne Plhak erklärt, dass die Buddhisten keinen Gott anbeten, sondern ein Mensch die zentrale Figur ihres Glaubens ist. Eimerchen mit bunter Straßenkreide stehen bereit, denn die Kinder sollen jetzt Mandalas malen – und dabei wie die Buddhisten schweigen. Das klappt unterschiedlich gut.
Nächste Station: das Judentum. Hier wartet der Davidstern auf seine Entdeckung durch die kleine Reisegesellschaft. Dann geht es um die Frage, welchen Tag der Woche die einzelnen Religionen festgelegt haben, um innezuhalten, die Arbeit ruhen zu lassen und sich mit ihrem Glauben zu beschäftigen.
Anne Plhak: "Wisst Ihr, wann die Christen beten gehen, wann Christen zur Kirche gehen, an welchem Tag der Woche?"
Kinder: "Nee. – Nö. – Nee."
Anne Plhak: "Das ist ein Tag, wo alle Leute freihaben und wo die Leute zur Kirche gehen. Wer hat das schon mal mitbekommen?"
Kind: "Freitag?"
Anne Plhak: "Nee."
Kind: "Montag, Dienstag, Mittwoch..."
Kind: "Donnerstag?"
Anne Plhak: "Nee. Der Sonntag ist der Tag, wo Christen in die Kirche gehen und beten."
Und welche religiösen Feste kennen die Kinder?
Kind: "Halloween!"
Anne Plhak: "Halloween ist kein Religionsfest. Aber ein Fest, wo die Kinder ganz viele Geschenke bekommen und Süßigk..."
Kinder, aufgeregt: "Weihnachten!!"
Anne Plhak: "Weihnachten."
Und dann spielen die Kinder noch ein jüdisches Kinderspiel mit dem Dreidel, einer Mischung aus Kreisel und Würfel. Und bevor es schließlich in die kleine Kapelle geht, um etwas über das Christentum zu hören, macht die Gruppe noch Halt beim Hinduismus für eine Yoga-Übung: den Sonnengruß.
Junge: "Mir hat am besten das Spiel gefallen."
Mädchen: "Der Dreisel. Hab ich noch nie gespielt!"
Mädchen: "Ich hab gewonnen und hatte fünf!"
Junge: "Mir hat alles am besten gefallen!"
Mädchen: "Mir hat am meisten das mit dem 'Ommmm' Spaß gemacht."
Alle Kinder und Anne Plhak: "OMMMMMM..."
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