Reise ins Italien des 19. Jahrhunderts

10.07.2012
"Bella Italia", das klingt nach Schlager und Klischee. Doch in der Ausstellung des Von der Heydt-Museums in Wuppertal geht es um das Spannungsfeld aus Malerei, Fotografie und Reiseberichten aus dem 19. Jahrhundert, wie der Kurator Ulrich Pohlmann erklärt.
Jürgen Liebig: Warum ausgerechnet diese zeitliche Begrenzung auf 1815 bis 1900?

Ulrich Pohlmann: Wir wollten zum einen die Fotografie der Frühzeit präsentieren und außerdem Gemälde, die eben in der prä-fotografischen Epoche entstanden sind. Wir haben fast ausnahmslos Gemälde, die vor der Erfindung der Fotografie gemalt worden sind. Und mit dem Dreiklang der Reiseberichte, die auch im 19. Jahrhundert veröffentlicht worden sind, wollten wir versuchen, dieses Spannungsverhältnis zwischen dieser drei Medien, also Malerei, Fotografie und Reiseberichte etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Liebig: Es gibt ja Reiseberichte schon aus dem Ende des 18. Jahrhunderts, Beginn des 19. Jahrhunderts, Johann Gottfried Säume, Johann Wolfgang Goethe, Herder, Winkelmann. Wo ist die neue Qualität in den Reiseberichten dieser Zeit, die Sie im Fokus haben?

Pohlmann: Wir haben uns vor allem auf Reiseberichte aus den illustrierten Zeitschriften und der Memoirenliteratur konzentriert und zwar aus einer Zeit, die, ja, zwischen 1850 und 1870 zu verorten ist. Das schien uns sinnvoll, um eben auch die eher populäreren und auch allgemeineren in Familienzeitschriften veröffentlichten Meinungen zu hören.

Dabei gibt es also dann ganz wunderbare Beschreibungen, in denen eben auch die deutsche Mentalität ganz offen darlegt, also wenn es zum Beispiel um die Einschätzung des italienischen Volkslebens geht oder um, ja, so missliche umstände wie den Lärm, den Dreck, die fehlenden Reiseverbindungen und viele andere Unannehmlichkeiten, die man natürlich im 19. Jahrhundert noch eher in Kauf nehmen musste.

Das vollständige Gespräch mit Ulrich Pohlmann können Sie bis mindestens 10. Dezember 2012 als MP3-Audio in unserem Audio-On-Demand-Player nachhören.

Links bei dradio.de:
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