Reise-Hörbuch von Gerhard Polt

Menschenfleisch statt Kaiserschmarrn

Gerhard Polt
Kabarettist und Schauspieler Gerhard Polt © Ursula Düren, dpa picture-alliance
Von Georg Gruber · 15.06.2015
"Da fahrma nimmer hin" hat Kabarettist Gerhard Polt sein neues Hörbuch mit Reisegeschichten genannt. Musik aus Neapel begleitet den Fernwehabend über deutsche Wichtigtuer in Italien oder ein Abendessen mit Menschenfleisch in Panga Panga.
"Da fahrma nimmer hin". Poltfreunde werden diesen Satz schon kennen, der Kabarettist hat ihn bereits 1985 verewigt, damals noch auf Vinyl – und stellt ihn nun als Motto dem Abend voran:
"Und des hat natürlich damit zu tun, weil ich tatsächlich mal eine Frau gehört habe, die gesagt hat: Also wir haben da so eine Weltreise unternommen, der Vati und ich, also eine Weltreise, aber da sag ich gleich wie es ist: Da fahrma nicht mehr hin.
(Gelächter)
Ich mein das ist schon klar, wo die Dame sich wahrscheinlich aufgehalten hat, dass das ein Ort ist, wo ich wahrscheinlich auch nicht mehr hinfahren würde. Ich weiß nicht, was für eine Welt sie gemeint hat – es gibt ja so viele Welten."
Gerhard Polt ist sowieso keiner, der gerne die große weite Welt bereist. Er bleibt lieber zu Hause in Bayern oder in seinem Ferienhaus in Italien, in Terracina zwischen Rom und Neapel. Polt liebt Italien, da liegt es nahe, dass er seinen Reiseabend von italienischen Musikern umrahmen lässt, von dem Trio Converso aus Neapel.
Entlarvender Menschenbeobachter
Und natürlich muss dann auch die Bestellung im Restaurant auf Italienisch sein:
Kellner: "So bitte sehr, was darf es sein bitte?"
Tourist: "Prego, momento, voliamo duo calimari di abolo, prendiamo una insalata mista e un pocco di pane."
Kellner: "Also zweimal Tintenfisch, gemischte Salat und Brot."
Auch das ein Klassiker: Der deutsche Reisende als Wichtigtuer, als arroganter Ignorant, der sich im Ausland allen überlegen fühlt.
Touristin: "Also, wissen Sie, so was sind wir hier nicht gewohnt. Also, solchen Schmutz, bei uns in Deutschland, wissen Sie, da gibt’s Lokale, da könnte man direkt vom Boden essen. Ja? Sogar italienische Restaurants übrigens, ja?"
Kellner: "Ja schön und gut gnädige Frau, wir essen auf dem Tisch."
Gerhard Polt ist ein Menschenbeobachter, der seine gesammelten Beobachtungen auf der Bühne vorführt und so jedem den Spiegel vorhält.
CD-Ausschnitt:"Man muss dazu sagen: Diese Geschichte ist nicht ganz wahr, aber sie ist ziemlich wahrscheinlich."
Das Absurde im Alltäglichen
Er wird geliebt für seinen genauen Blick, für das Aufspüren des Absurden im Alltäglichen, für seine Sprachmacht, seine Präzision, seinen kritischen Geist. In Bayern besonders, weil er uns entlastet, uns Bayern. Wir können sagen: Bayern, das ist auch Gerhard Polt, auch wenn jahrzehntelang mehr als 50 Prozent der Bayern die CSU gewählt haben, die sich anfangs gar nicht mit ihm anfreunden konnte. Das ist heute anders.
"Da hat meine Mutter schon recht, wenn sie immer sagt: Selten ein Schaden, wo kein Nutzen dabei ist."
Polt ist schon lange "everybody’s darling". Auch wenn er im vergangenen Jahr mit seinem Kinofilm "Und Äktschn" kaum Zuschauer zog, sind seine Live-Auftritte stets in kürzester Zeit ausverkauft, er ist ein Erlebnis, egal wer ihn begleitet.
Polt erzählt an diesem Fernwehabend auch Biografisches, von einem Job auf einem schwedischen Fährschiff, auf dem sich alle betrinken.
"Immer wenn sie kotzen, fallen sie in den Skagerrak und man muss sie suchen, sagt der Kassierer. Immer wieder dasselbe: Schiff stoppen, Scheinwerfer, Rettungsboot runterlassen. Das sind 20 Minuten! Und finden tut man sie nie! 20 Minuten meines Lebens wieder im Arsch!"
... und er führt zu den Menschenfressern in Panga Panga. All das in bewährter Qualität, auch wenn Musik und Text etwas unvermittelt nebeneinander stehen. Trotzdem schön anzuhören und auch kulinarisch interessant:
"Dann ist der Guide noch einmal gekommen und hat gesagt, wer jetzt dann kein Menschenfleisch nicht verzehren will, brauchts ned. Muss nicht, niemand muss. Der kann alternativ ein Tiroler Gröstl kriegen, oder einen Kaiserschmarrn. Keiner muss das essen. Bloß der Vati hat natürlich gesagt: Ich habs gebongt, ich habs bezahlt, ich esse es."
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