Reihe: Vielstimmig

Die Nashörner

Collage: Zwei Nashörner und die Kathedrale Saint-Etienne im französischen Metz.
In Eugène Ionescos "Die Nashörner" wird beinahe eine gesamte Stadt in eine Herde von Nashörnern verwandelt. © imago/suedraumfoto/Mint Images
Von Eugène Ionesco · 12.03.2017
Ein frei herumlaufendes Nashorn, das ist nicht gut. Das ist sogar unsinnig. Aber es werden immer mehr: "Heute Morgen waren es sieben, jetzt sind es schon 17, bald werden es 32 sein!" Die Herdentiere bilden ein neues Kollektiv, das die Begriffe und Vorzüge des Menschseins auf die Probe stellt.
Selbst der allseits respektierte Logiker unterwirft sich der Masse und wird Nashorn. Allein Herr Behringer versperrt sich der tierischen Bewegung. Einsam pocht der Büroangestellte auf die Überlegenheit seiner Spezies.
Eugène Ionesco auf der Frankfurter Buchmesse im Jahr 1985. 
Eugène Ionesco auf der Frankfurter Buchmesse im Jahr 1985. © imago

Regie: Wolfgang Spier
Mit: Ilse Kiewiet, Ellen Avenarius, Paul Esser, Günter Pfitzmann, Brigitte Skay, Wolfgang Andriano, Herbert Weißbach, Horst Pönichen, Hans-Horst Jochmann, Almut Eggert, Tilo von Berlepsch, Ernst Ronnecker, Klaus W. Krause, Maria Krasna, Axel Plogstedt, Hans Mahlau, Käthe Kamossa
Komposition: Friedrich Scholz
Ton: Sabine Enderlein, Horst Dähne
Produktion: RIAS Berlin 1962

Länge: 88'44

Eine Wiederholung vom 11.04.1962

Eugène Ionesco wird 1909 im rumänischen Slatina geboren. Wächst mit seiner französischstämmigen Mutter in Paris auf, kehrt aber zum Studium zurück nach Bukarest, wo der Vater lebt. Dort schreibt er Lyrik, Kritiken und Feuilletons auf Rumänisch. Nach dem zweiten Weltkrieg wählt er Paris als ständigen Wohnsitz. Seine Bühnentexte "Die Unterrichtsstunde", "Die Stühle" oder "Die kahle Sängerin" werden zu Klassikern des "Théâtre de l'Absurde" (Theater des Absurden). Scheinbar lustig und grotesk, sind diese Texte eine harsche Kritik an der Gesellschaft. Ionesco starb 1994 in Paris.
Wolfgang Spier kam 1920 in Frankfurt/Main zur Welt. Weil sein Vater jüdisch war, durfte er im Nationalsozialismus nicht studieren und absolvierte in Berlin eine Banklehre. Nach dem Krieg nahm er Schauspielunterricht, bekam ein Engagement in Wiesbaden und führte dort erstmals Regie. Später spielte und inszenierte er für Theater, Film und Rundfunk und moderierte Unterhaltungssendungen im Fernsehen. Wolfgang Spier starb 2011 in Berlin.