Reihe: Journalisten im deutschen Exil

"Flüchtlinge gelten als ungebildet"

Der ugandische Journalist Moses Okile Ebo-korait
Der ugandische Journalist Moses Okile Ebo-korait © Deutschlandradio
Von Rebecca Roth · 09.01.2015
Die Redaktion zu Hause verwüstet, aufgeregte Telefonate nach Deutschland - so erging es dem Investigativreporter Moses Okile Ebo-korait aus Uganda. Inzwischen ist er zwar in Sicherheit, steht aber vor dem beruflichen Aus.
"Ich heiße Moses Okile Ebo-korait, ich bin ein Journalist aus Uganda, seit viereinhalb Jahren lebe ich in Deutschland. Ich stehe jetzt vor der Flüchtlingsunterkunft Proviantbachstraße 41 in Augsburg. Ich habe früher als Flüchtling ein Jahr lang hier gewohnt. Jetzt bin ich zurück, um mit ein paar Flüchtlingen über ihre Erfahrungen und ihre Situation hier in diesem Land zu reden. Gehen wir rein und hören, was sie zu sagen haben".
Moses Okile Ebo-korait kam vor fünf Jahren nach Deutschland, ursprünglich, um an einem Weiterbildungskurs für Multimedia- und Onlinejournalismus teilzunehmen. Doch als der Kurs zu Ende war, warnten ihn sein Chefredakteur und seine Kollegen ausdrücklich davor, nach Uganda zurückzukehren.
"Der Militärgeheimdienst wollte mich verhaften, weil ich eine Reihe von investigativen Artikeln geschrieben hatte. Es ging um Korruptionsfälle in die Beamte aus der Spitze der Regierung verwickelt waren. Nach dem Kurs in Berlin blieb mir nichts anderes übrig, als in Deutschland Asyl zu beantragen. Ich hatte damals keine Ahnung davon, dass Asyl ein Prozess ist, der eine schmerzhafte dunkle Seite hat.
Mein Asyl-Alptraum begann, kurz nachdem ich nach München überwiesen wurde. Wir schliefen dort zu acht bis zehnt in einem Raum. Wir bekamen nur zweimal pro Woche ein Essenspaket und nur 40 Euro Taschengeld. Natürlich hat sich das in der Zwischenzeit geändert. Flüchtlinge bekommen jetzt Geld statt Essenspakete."
In seiner ehemaligen Flüchtlingsunterkunft schaut Moses Okile Ebo-korait immer mal wieder vorbei. Um Kontakt zu halten und für Interviews.
Moses Okile Ebo-korait: "Wie ist Dein Asylstatus?"
Moses Kiberu: "Ich habe kein Asyl bekommen. Sie haben mir eine Duldung gegeben, damit ich mich darauf vobereiten kann, zurückzugehen."
Moses Okile Ebo-korait: "Kannst Du überhaupt zurück, wenn Dein Leben in Gefahr ist?"
Moses Kiberu: "Nein, deswegen bin ich ja hier: Um mein Leben zu retten. Meine Probleme sind noch nicht gelöst."
Moses Okile Ebo-korait: "Im Laufe meiner Arbeit mit Flüchtlingen habe ich immer wieder festgestellt, dass die Probleme, die ich als Asylbewerber hatte, immer noch die gleichen sind. Viele Einwanderer, die ich interviewt habe, sind der Ansicht, dass innerhalb der deutschen Gesellschaft anscheinend die Meinung vorherrscht, dass Einwanderer und Flüchtlinge Menschen zweiter Klasse seien."
Moses Okile Ebo-korait: "Ist Deine Hautfarbe hier eine Herausforderung?"
Moses Kiberu: "Ja, besonders hier in Augsburg denken die Leute, dass Schwarze im Asylbewohnerheim wohnen, arm und ungebildet sind und nichts haben..."
Ebokoraits größter Alptraum
Moses Okile Ebo-korait: "Mein größter Alptraum war, dass ich nicht mehr als Journalist arbeiten konnte."
Zum einen wegen der Sprachbarriere, sein fließendes Englisch half ihm hier beruflich nicht weiter. Zum anderen, weil ihn kaum jemand wirklich als Journalist ernst nahm.
"Es hat mich oft sehr viel Mühe gekostet, einen potentiellen Auftraggeber oder sogar einen deutschen Freund davon zu überzeugen, dass ich überhaupt etwas kann. Der Grund dafür ist, dass die meisten Flüchtlinge als ungebildet, arm und verzweifelt gelten. Allerdings, habe ich zusammen mit ein paar Kollegen, die inzwischen an meine Fähigkeiten als Journalist glauben, angefangen in Augsburg ein Magazin zu veröffentlichen. Es heißt 800.
Und mit diesem Magazin beleuchten wir die Probleme, mit denen Flüchtlinge hier zu tun haben. Da geht es um alle Bereich ihres Lebens. Auch um die beruflichen Aspekte.Außerdem bin ich ein Mitglied (der Arbeitsgruppe) von Reporter ohne Grenzen geworden und blogge für die Seite: www.journalistsinexile.com.
Ich habe nie aufgegeben. Alles was ich wollte, ist diejenigen herauszufordern, die denken, dass ich ungebildet bin. Diese Einstellung ist zu meiner Stärke geworden und bis heute hilft sie mir, weiterzumachen."
Alle Beiträge der Reihe finden Sie hier.
Mehr zum Thema