Reihe: Japan und die Zukunft des Lesens

Ein Buchladen, der die Immobilienpreise treibt

Der britische Prinz William spricht mit Kindern in einem Buchladen in Tokios Daikanyama-Viertel.
Der britische Prinz William spricht mit Kindern in einem Buchladen in Tokios Daikanyama-Viertel. © picture alliance / dpa
Von Michaela Vieser · 13.01.2016
Ausgerechnet in Japan, und ausgerechnet ein Buchladen! Das riesige Kulturkaufhaus Daikanyama T-Site in Tokio ist zum Anziehungspunkt für hippe Großstädter geworden. Das Motto: Sehen und gesehen werden. Der englische Kronprinz war auch schon da.
Einen Buchladen, wie Daikanyama T-Site gab es noch nie! Drei miteinander verbundene Gebäude sind das Buch-slash-Kulturkaufhaus, das so viele Kunden anlockt, dass im ganzen Stadtteil um diesen Buchriesen herum die Immobilienpreise um 30 Prozent gestiegen sind. Täglich von 7 Uhr morgens bis 2 Uhr nachts kann man hier in die Welt der Bücher eintauchen. Der englische Kronprinz war schon hier und der dänische auch. "Welcome back to books" ist der Slogan, mit dem die Kunden begrüßt werden.
Alle drei Gebäude sind durch die sogenannte Magazine Street miteinander verbunden: Hier liegt Zeitschrift neben Zeitschrift. Meterlang. Viele der Magazine erscheinen wöchentlich, andere einmal im Monat. Das gibt diesem Bereich seine Flexibilität und lädt zum Stöbern ein. Astrid Klein vom Architekturbüro KleinDytham hat das Gebäude entworfen:
"Wir leben in einer Online-Gesellschaft. Die Leute kommen nicht mehr von hinter ihren Bildschirmen weg. Also muss man ihnen etwas geben, das genauso wichtig ist, wie auf dem Sofa sitzen."
Stundenlang kann man sich hier aufhalten
Sehen und gesehen werden sind in dem angesagten Buchladen genauso wichtig, wie das Stöbern selbst. Um inspiriert zu werden, hat jede der zwölf Themen Abteilungen einen Concierge Service, der sich in seinem Fachgebiet auskennt, also Reisen, Architektur, Autos und Kochen – hier werden auch entsprechende Utensilien angeboten.
Stundenlang kann man sich hier aufhalten, es gibt ein Café, das zum Treffpunkt der digitalen Elite geworden ist, einen Coffeeshop, der Snacks und Getränke verkauft und eine legendäre DVD Abteilung: hier kann man sich nicht nur Filme kaufen oder ausleihen, sondern Filme, die sonst nirgendwo mehr angeboten werden, sich auf DVD brennen lassen.
"Man sieht hier keine Leute, die den Barcode eines Buches abfotografieren und es dann billiger im Internet bestellen werden. Denn der ganze Ort strahlt eine Großzügigkeit aus, dass man gerne 30 oder 40 Cent mehr pro Buch bezahlt. Denn wenn es dir gut geht, gibst du gleich mehr aus, es macht dir nichts aus, du wirst es nicht bedauern, denn du verbindest es mit etwas Positivem."
Muss so sein, denn Tsutaya, die Kette hinter Daikanyama T-Site, ist einer der größten im japanischen Buchhandel. Zwei Drittel aller Japaner besitzen eine Tsutaya-Punkte-Karte. Die Informationen, die damit über das Leseverhalten der Japaner gesammelt werden, sind immens. Kein Wunder also, dass das T-Site alle begeistert. Soviel also zur Zukunft des Lesens in Japan!
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