Reihe: Auf und Apps – App-Trends 2014

Keine Medaillen, aber digitale Throne

Ein Werbebild der Serie «Game of Thrones» (undatiertes Handout). Die deutsche TV-Ausstrahlung der zweiten Staffel der Erfolgs-Serie startete am 8. März 2013 auf RTL II.
Ein Werbebild der Serie "Game of Thrones" - die Fernsehserie wurde als Computerspiel in einer App umgesetzt © dpa / 2011 Home Box Office
Von Marcus Richter · 31.12.2014
Spiele-Apps im Test: "Game Of Thrones" erfüllt alles, was Fans der US-amerikanischen Fernsehserie erwarten. "Sometimes you die" stellt dagegen alles auf den Kopf, was Spieler bis jetzt über Computerspiele gelernt haben.
Das Spiel "Game Of Thrones" erfüllt alles, was Fans der Serie erwarten: Einen unverhüllten Blick auf rohe, blutige Gewalt, verschiedene Erzählstränge mit überraschenden Wendungen, politisches Intrigenspiel und Auftritte von Charakteren der Serie - die auch von den jeweiligen Schauspielern gesprochen werden.
Das Spiel erzählt eine Geschichte, die in der Fernsehversion keine Rolle spielt. So wird vermieden, mit der Hauptstory in Konflikt zu geraten. Die Spielmechanik ist eine Mischung aus Reaktionstests und Dialogoptionen. Unter Zeitdruck muss der Spieler eine bestimmte Geste auf dem Touchscreen ausführen, oder eine passende Antwort in einem Gespräch aussuchen.
Kleine Details im Verlauf der Geschichte werden so zwar beeinflusst, aber die großen dramatischen Wendungen - für die "Game of Thrones" so bekannt ist - sind fest vorgegeben, aber nichtsdestotrotz packend und überraschend. Die insgesamt sechs Episoden, die jede ungefähr zwei Stunden dauern, bieten also keine große spielerische Herausforderung, aber eine spannend erzählte Geschichte, die vor allem Fans begeistern dürfte.
Der Tod ist überlebenswichtig: "Sometimes you die"
Das ist die Kernfrage des nächsten Spiels "Sometimes you die", das alles auf den Kopf stellt, was Spieler bis jetzt über Computerspiele gelernt haben. Denn: Während es sonst gilt, den Tod der eigenen Spielfigur zu vermeiden, wird er hier überlebenswichtig.
In einer minimalistischen Schwarz-Weiß-Welt muss ein Viereck zum Ausgang gesteuert werden. Im Weg stehen tödliche Hindernisse. Zum Beispiel Stacheln, so platziert, dass man darauf fallen und sterben muss. Aber: Aus dem beweglichen Viereck der Spielfigur wird im Tod ein dunkler Block, der die Stacheln bedeckt. Die eigene Leiche wird so zum Trittbrett für die nächste Inkarnation der Spielfigur und macht den Weg frei.
Im weiteren Verlauf werden so auch andere Selbstverständlichkeiten von Computerspielmechaniken in Frage gestellt. Egal ob virtuelle Medaillen, das Haschen nach Punkterekorden oder das blinde Vertrauen in die Determiniertheit von Spielewelten: "Sometimes You Die" stellt sich und den Spieler äußerst gekonnt in Frage - und ist zudem auch ein sehr gelungenes, ansprechend gestaltetes Geschicklichkeitsspiel.
Gegenteil von Schwarzweiß: "Monument Valley"
Obwohl es in "Monument Valley" auch darum geht, den Ausgang eines Spielabschnitts zu erreichen, ist dieses Spiel das direkte Gegenteil zum schwarz-weißen Minimalismus von "Sometimes You Die".
Farbenfrohe Gebäude mit detaillierten Verzierungen erwarten den Spieler, der seinen Augen kaum traut: Die zu erforschenden Gebäude ähneln den perspektivischen Verwirrspielen des Künstlers M. C. Escher. Durch das Verschieben von einzelnen Elementen, Schaltern und Bausteinen muss die unmögliche Geometrie so verändert werden, dass der Weg für die Spielfigur frei wird.
So wird zum Beispiel aus einem perfekten Dreieck plötzlich ein rechter Winkel, der eine vorher unüberwindbare Kluft überbrückt. "Monument Valley" fordert den Spieler heraus, festgefahrene, räumliche Perspektiven zu verlassen und das Unmögliche zu denken. Gleichzeitig sind die einzelnen Spielabschnitte so liebevoll und ästhetisch ansprechend gestaltet, dass jeder Einzelne auch als Kunstdruck seine Berechtigung hätte.
Links zu den Spielen:
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