Red-Bull-Verlag

Koffein-Brausen in der Weltliteratur

Dosen des Getränkeherstellers Red Bull
Will neben Energy-Drinks auch Belletristik produzieren: der österreichische Getränkehersteller Red Bull © afp / Alexander Klein
Von Gregor Sander · 18.02.2015
Spuren in der Weltliteratur haben die Energy-Drinks des österreichischen Getränkeherstellers Red Bull bislang kaum hinterlassen, stellt "Die Welt" fest. Doch das soll sich bald ändern: Der Verlagsableger des Konzerns will neben populären Sachbüchern auch Belletristik publizieren.
Obwohl sich die Pegida ja gerade selbst abschafft, beschäftigt sie immer noch das Feuilleton der Wochenzeitung DIE ZEIT. Durs Grünbein nahm sich in der letzten Woche die Bewohner seiner Heimatstadt Dresden zur Brust und nun antwortet ihm Peter Schneider:
"Es mutet mich schon sehr romantisch an, wenn Grünbein seine Stadt an den schwärmerischen Appell des Zwickauers Karl May zur Aussöhnung des Abendlandes mit dem Morgenland erinnert. Zu Karl Mays Zeiten gab es in Deutschland keine Schulmädchen, die im Sommer mit Schal zur Schule gehen und nicht schwimmen lernen dürfen, keine Zwangsverheiratungen, keine 'Ehrenmorde', keine Salafisten und auch keine Attentate auf Karikaturisten in Paris oder Kopenhagen. Ja, die europäischen Muslime sollen und werden dereinst eine aufgeklärte Version des Islams erstreiten. Aber wie weit sind wir von dieser Utopie entfernt?",
fragt Peter Scheider in der ZEIT ohne die Antwort zu wissen.
Tollstes Pop-Debüt 2015
Dafür kann Jens Balzer in der BERLINER ZEITUNG die Frage nach dem tollsten Pop-Debüt des Jahres 2015 beantworten, und das schon Mitte Februar. Gemeint ist die Band Ibeyi, die Balzer so beschreibt:
"Ibeyi sind Zwillingsschwestern, zwanzig Jahre alt und in Paris aufgewachsen; ihren Duo-Namen haben Lisa-Kaindé und Naomi Díaz dem Yoruba-Wort für Zwilling entlehnt. Die Yoruba-Sprache ist im westlichen Afrika entstanden; auf den Sklavenschiffen des 18. Jahrhunderts hat sie sich auch über Lateinamerika und die Karibik verbreitet. Nicht zuletzt auf Kuba ist sie noch heute zu hören, und dort beginnt auch die Geschichte Ibeyis: Ihr Vater war Miguel 'Anga' Diaz, der 2006 viel zu früh verstorbene Percussionist des Buena Vista Social Club."
Bei den Genen kann natürlich nicht viel schief gehen und Balzers Kritik in der BERLINER ZEITUNG bestätigt das vollkommen:
"Schon nach den ersten Takten, Sekunden, nach den ersten Zeilen des ersten Lieds dieser Platte geht man vor Ibeyi auf die Knie: vor diesen beiden hellen, sehnsuchtsvoll barmenden, heiser hauchenden, manchmal unruhig gegeneinander vibrierenden und einander doch stets zart umspielenden Stimmen."
Klausuren nur um die Mittagszeit
In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG vertritt Peter Spork eine für viele Eltern interessante These:
"Niemand kann es gutheißen, dass derzeit praktisch alle älteren Schüler für ihre inneren Uhren viel zu früh und noch dazu völlig unausgeschlafen aufstehen. Bis zum Schulbeginn werden die wenigsten von ihnen richtig wach, und gerade diejenigen, die biologisch besonders spät ticken, fallen bei ihren Prüfungen höchstwahrscheinlich durch."
Eine Chancengleichheit zwischen pubertierenden Langschläfern und Frühausstehern gebe es nur, wenn die Klausuren um die Mittagszeit geschrieben werden, stellt Spork fest, der für die FAZ mehrere Studien ausgewertet hat und zu einem ganz einfachen Ergebnis kommt:
"Es besteht kaum noch ein Zweifel, dass sich die Gesundheit, Lernfähigkeit und Leistung der allermeisten Schüler schlagartig verbessern würden, ließe man sie morgens länger schlafen."
"Faible für anspruchsvolle Popliteratur"
Aber was machen die Schüler, bis sich diese Erkenntnis durchsetzt? Vielleicht greifen sie zu Energy-Drinks? Denn wach machen die Koffein-Brausen ja, aber sonst? "Red Bull hat bislang kaum Spuren in der Weltliteratur hinterlassen", stellt Richard Kämmerlings in der Tageszeitung DIE WELT fest. Das stimmt wohl, soll sich aber, laut Kämmerlings, bald ändern:
"Der Verlagsableger des milliardenschweren österreichischen Getränkeherstellers, bisher vor allem bekannt durch das kostenlose Lifestylemagazin 'Red Bulletin', setzt nach einigen Aufwärmrunden nun so richtig zum Überholmanöver an. Unter dem Namen Benevento baut der Verleger Hannes Steiner ein Team auf, dass neben populären Sachbüchern auch Belletristik verlegen soll."
Dafür wurde Birgit Schmitz nach Salzburg geholt, ehemalige Verlagsleiterin des Berlin Verlages, der Kämmerlings ein "Faible für anspruchsvolle Popliteratur und erzählerische Experimente" bestätigt. Vielleicht lautet die Frage für ausgeschlafene Jungautoren bald: Geh ich zu Suhrkamp oder zu Red Bull?
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