Rafik Schami

Gibt es Hoffnung für Syrien?

Der syrisch-deutsche Schriftsteller Rafik Schami 2011
Der syrisch-deutsche Schriftsteller Rafik Schami © picture alliance / dpa / Ingo Wagner
Der Schriftsteller Rafik Schami im Gespräch mit Hans-Dieter Heimendahl · 05.06.2015
Die Erzählkunst hat er als Kind in den Gassen von Damaskus gelernt. Und obwohl Rafik Schami schon vor fast 40 Jahren nach Deutschland kam, bleibt seine Heimatstadt der Hauptschauplatz seiner Romane. Warum das so ist und wie er die aktuelle Situation in Syrien beurteilt, erklärt er in der Sendung "Im Gespräch".
Der Autor von Büchern wie "Eine Hand voll Sterne", "Erzähler der Nacht" oder "Die dunkle Seite der Liebe" gilt als der bekannteste syrische Schriftsteller weltweit. Fabulierend und mit hintergründigem Humor beschreibt Rafik Schami alias Suheil Fadél immer wieder die vielen Facetten der syrischen Gesellschaft und die Geschichte eines von ethnischen wie religiösen Konflikten, Korruption und Gewalt gebeutelten Landes. Gestern wurde er auf dem Kirchentag in Stuttgart von der "Stiftung Bibel und Kultur" ausgezeichnet.
Welche Hoffnungen hat er für Syrien - wie beurteilt er die aktuelle Situation?
Die Wahl zwischen Pest und Cholera
All jenen, die den Sturz des syrischen Machthabers Assad herbei sehnen, verpasst Schami einen Dämpfer. "Was passiert, wenn er stürzt? Haben wir dann eine Übergangsregierung geschaffen? Bis jetzt nicht! Wir haben die Wahl zwischen Pest und Cholera – nicht die Wahl zwischen Assad und einem anständigen Nachfolger, sondern wir haben die Islamisten. Und nicht nur die ISIS oder IS: Wir haben die Nusra, die Dschihadisten aller Couleur – eine lange Liste. Die möchte ich nicht an der Regierung sehen, die sind doch schlimmer als Assad."
Fest stehe: Die Syrer kämen nicht alleine aus der Misere heraus - sie bräuchten Hilfe von außen. Etwa, indem man die zivile Fraktion stärke und den Flüchtlingen helfe. Die Staatengemeinschaft müsse zudem die liberalen Gruppen unterstützen – und im Ernstfall auch mit Bodentruppen einmarschieren. "Die Luftschläge bringen nichts – die Luftschläge sind eigentlich lächerlich." Denn sie töteten einen IS-Führer, für den dann drei neue nachkämen. Zudem sollten die Bodentruppen mit Hilfe der benachbarten arabischer Länder und der Türkei mobilisiert werden – die USA sollten lieber heraus gehalten werden.
Schami sagte weiter: Er plädiere für eine längere Übergangsregierung, an der auch jetzige Regierungsmitglieder beteiligt werden sollten, "deren Hände nicht mit Blut besudelt" seien. Denn es sei falsch, alle am Regime beteiligten Politiker pauschal als Mörder zu bezeichnen.

Über diese und andere Fragen hat sich Hans-Dieter Heimendahl auf dem Kirchentag mit Rafik Schami unterhalten, zu hören in unserer Sendung "Im Gespräch" am 05. Juni ab 9.07 Uhr.

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