Raff: Wir haben den Boden für das Outing bereitet

23.05.2007
Nach dem Doping-Geständnis von Radprofi Bert Dietz hat der ARD-Vorsitzende und Intendant des Saarländischen Rundfunks, Fritz Raff, den Vorwurf zurückgewiesen, das öffentlich-rechtliche Fernsehen hätte sich gegenüber dem Radsport zu unkritisch verhalten. Das Gegenteil sei der Fall. ARD und ZDF hätten durch investigativen Journalismus den Boden bereitet, dass sich Einzelne jetzt outeten, sagte Raff im Deutschlandradio Kultur.
"Ich denke, wir haben zusammen mit dem ZDF durchaus unseren Beitrag geleistet", so Raff. Die öffentlich-rechtlichen Sender hätten versucht, "die Dopingszene aufzurollen". Über Doping sei intensiv berichtet worden, auch habe man mit den Sportlern viel diskutiert. Raff räumte jedoch ein: "Man kann natürlich darüber streiten, ob das in all den Jahren in dem Maße immer der Fall war." In Zeiten, in denen das Team der Deutschen Telekom das einzige deutsche Tourteam gewesen sei, hätte es eine Nähe zwischen Fernsehen und Radsport gegeben, "die vielleicht den einen oder anderen kritischen Ansatz nicht so hat in Erscheinung treten lassen, wie es vielleicht notwendig gewesen wäre", so der ARD-Vorsitzende.

Allerdings hätte man im vergangenen Jahr von den deutschen Rennställen einen sauberen Sport eingefordert und gedroht, andernfalls von großflächigen Übertragungen absehen zu müssen, so Raff weiter. Sein Eindruck sei, "dass der Radsport nun mit Nachdruck darum bemüht ist, bei sich selbst ... für Sauberkeit zu sorgen. Das gilt insbesondere für deutsche Rennställe". Es seien weit reichende Maßnahmen ergriffen worden, Dopingsünder zu überführen.

Er sehe durchaus die Balance zwischen Quote und Verantwortung in bestimmten Dingen des Sports im Bereich der Gefährdung. Raff sagte: "Wir müssen aufpassen, dass wir die Helden nicht zu großen Helden machen." Der Druck auf die Sportler dürfe nicht zu groß sein, da müsse auch das Fernsehen seiner Verantwortung gerecht werden. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei darum bemüht, gegenüber dem Sport "nicht nur als Chronist aufzutreten, nicht nur journalistisch die Vorgänge zu begleiten, sondern auch klare Forderungen zu stellen, damit sich die Verhältnisse, zum Beispiel im Radsport, verändern".