Punk-Rock-Superstar

Keinen Versuchungen getrotzt

Der britische Rockmusiker Billy Idol tritt am 13.06.2014 auf dem Open-Air auf dem Hessentag in Bensheim auf. Foto: Boris Roessler/dpa
Der britische Rockmusiker Billy Idol © dpa / picture alliance / Boris Roessler
Von Uwe Wohlmacher · 20.10.2014
Er gehörte zur Keimzelle der Londoner Punkszene, stand mit Generation X ganz oben in den Charts und startete später eine Solokarriere in New York. Dass Billy Idol als Megastar fast zerbrochen wäre, lässt sich nachlesen in seiner offen-humorvollen Autobiografie.
Er ist der erste globale Punk-Superstar, der alle Höhen und Tiefen des Rock-Business auslotete. Dabei ging es ihm in erster Linie immer nur darum, besser Musik machen zu können. Darüber und über vieles andere in seinem bewegten Leben berichtet der heute 58-jährige Sänger in einer gerade veröffentlichten Biografie.

Billy Idol, 1955 unter dem bürgerlichen Namen William Michael Albert Broad in England geboren, wächst als behütetes Kind in einer Mittelstandsfamilie auf. In seiner Biografie erzählt er von seiner Außenseiterrolle während der Schulzeit, in der ein Lehrer ihn als "idle", also faul und träge bezeichnet, woraus er später seinen Künstlernamen formt. Schon früh begeistert er sich für alle Arten von Musik und besucht als Jugendlicher jedes Rock-Konzert, das er sich von seinem schmalen Taschengeld leisten kann. Er beschreibt ausführlich, wie der Wunsch immer größer wird, eines Tages selbst als Star auf der Bühne zu stehen. Er lernt Gitarre und Schlagzeug spielen, wird Mitglied in Bands und gehört zur Keimzelle der Londoner Punkszene um Malcolm McLaren und Vivienne Westwood, die die Musik und Mode des Punk maßgeblich initiieren.

Mit seiner Band Generation X steht er schließlich neben den Sex Pistols und The Clash ganz oben in den Charts der späten Siebziger. Anfang der Achtziger Jahre zieht er nach der Auflösung seiner Band nach New York und startet dort eine Solokarriere, die ihn, vor allem durch stete Präsenz in dem damals aufstrebenden Musikfernsehkanal MTV, mit Hits wie "White Wedding", "Rebel Yell" oder "Dancing With Myself" in Superstarhöhen katapultiert und zum weltweit umjubelten Megastar macht.
Motorradunfall als Lebensretter
An dieser Rolle zerbricht der Sänger mit der wasserstoffblond gefärbten Stachelfrisur fast, so sehr lässt er sich von den Versuchungen des Sex, Drugs & Rock’n Roll-Lebens in den Bann ziehen. Und dabei nimmt er, wie in seiner Biografie nachzulesen ist, auf nichts und niemanden Rücksicht, am allerwenigsten auf sich selbst. Dass er letztlich überlebt, ist ironischerweise einem schweren Motorradunfall 1990 geschuldet, der ihn zu einer längeren Bühnenpause zwingt und das erste Mal dazu bringt über seinen zerstörerischen Lebenswandel nachzudenken.

Seinen Lebensstil ändert dies nicht sonderlich und so überrascht es Eingeweihte auch nicht, als Idol 1994 nach einer Überdosis ins Krankenhaus eingeliefert wird. Erst 1998, nach einer Entziehungskur, einem Gastauftritt in der Hollywood-Komödie "Der Hochzeitssänger" und mit der Unterstützung seiner Familie, kommt der Rockstar wieder auf die Beine, löst sich von seiner Drogen- und Alkoholabhängigkeit und konzentriert sich wieder auf seine Musikkarriere.

Ein Leben wie eine Achterbahnfahrt, zu der Billy Idol die Leser seiner Biografie mitnimmt, die wohl als eine Art Selbst-Therapie angesehen werden kann. Das Buch "Dancing With Myself" überzeugt durch seine Offenheit, den Humor seines Autors und nicht zuletzt bietet es die Gelegenheit einen unverstellten Blick hinter die glamouröse Fassade einer umjubelten Rockstar-Karriere zu werfen.

Dancing With Myself. Billy Idol - Die Autobiografie
Aus dem Englischen von Jan Schönherr und Harriet Fricke
Heyne Verlag, München 2014
464 Seiten, 19,99 Euro

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