Psychologe Louis Schützenhöfer

Scheitern lernen mit Charlie Brown

Die Figuren aus dem Comic Peanuts im Freizeitpark "Snoopys World" in Hong Kong: Der Hund Snoopy ist in der Mitte
Charlie Brown (3.v.r.) mit seinen "Peanuts"-Freunden © Imago / Xinhua
Louis Schützenhöfer im Gespräch mit Anke Schaefer und Christopher Ricke · 02.10.2015
Charlie Brown feiert 65. Geburtstag, ein Pechvogel, der ewige Verlierer. Der Psychologe Louis Schützenhöfer erklärt uns anhand des Comic-Helden, worin die Chancen des Scheiterns liegen - und was wir dabei von den "Peanuts" lernen können.
Die Comic-Figur Charlie Brown von den "Peanuts", ein kleiner Junge mit einer einzelnen Haarsträhne, ist ein ewiger Verlierer, ein Pechvogel. Ein Experte in Sachen Scheitern ist Louis Schützenhöfer, Autor des Ratgebers "Vom Charme des Scheiterns: Krisen für einen Neustart nutzen". Anlässlich des 65. Geburtstages der "Peanuts" fragten wir den Psychologen, ob wir Charlie Brown, der sich seit Jahrzehnten vergebens um ein kleines rothaariges Mädchen bemühte, denn Erfolg in der Liebe wünschen sollten.
"Den Erfolg im erotischen Bereich, den wünsche ich ihm eigentlich nicht. Denn wenn er es so lange erfolglos versucht hat und plötzlich mit der selben Strategie Erfolg hat, da muss er sich doch sagen, was stimmt eigentlich nicht mit mir, oder was stimmt mit ihr nicht? Und andererseits wendet er ja so viel Charme und Energie auf und das wäre mit einem Schlag weg, wenn er erhört wird."
Ob der Rat, dass in jeder Krise tatsächlich eine Chance stecke, eine Hilfe sei nach einer Niederlage, da ist Louis Schützenhöfer skeptisch:
Selbstwert ist mit Scheitern in Gefahr
"Im Moment des Scheiterns hilft ein solcher Rat überhaupt nicht, denn dann hat man mit beiden Händen zu tun, seinen Selbstwert zu schützen, denn der ist mit dem Scheitern in Gefahr. Aber in einer zweiten Phase kann man sich dann schon überlegen, ich habs ja immerhin probiert, das ist schon mal etwas sehr Wertvolles."
Außerdem befreie das Scheitern von der Last des Erfolgsdrucks, denn jeder Erfolg rufe ja nach einem noch größeren Erfolg. Und was im Scheitern in erster Linie helfe, sei der Glaube an sich selbst.
"Das ist ganz wichtig und wenn mir diesen Glauben an mich selbst andere geben können, mich unterstützen können, wie eben Familie oder Freunde, ist das etwas ganz Wichtiges. Nur leider ist es so, dass wir in Europa eine ganz schlechte Kultur des Scheiterns haben, denn der, der versagt hat, der gescheitert ist, der wird häufig auch von der Gesellschaft scheel angesehen, ausgeschlossen, und nicht aufgefangen. Anders ist es in Amerika, wo man sagt, ja, okay, ist gut, der Bush hat's probiert, und jetzt probiert er es noch einmal und es wird ihm schon gelingen. Ein echter Charlie-Brown-Typ."
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