Psychisch kranker Superstar

Von Lutz Bunk · 21.08.2009
David Foster Wallace galt als Superstar der amerikanischen Literaturszene, als Jahrhunderttalent. Am 12. September 2008 aber, im Alter von 46 Jahren, erhängte er sich. "Wallace war wie ein Komet, der in Bodenhöhe an uns vorbeifegt", so formulierte es der Schriftsteller David Lipsky.
David Foster Wallace, Jahrgang 1962, war eine schillernde Figur, ein tragisches Wunderkind und ein bekennender Hippie - schulterlange Haare waren sein Markenzeichen. Fast wäre er Tennisprofi geworden: Er schaffte es bis auf Platz 17 der amerikanischen Rangliste. Dann bekam er ein Harvard-Stipendium und studierte Mathematik und Literatur, obwohl er in der Schule immer eine Fünf in Englisch hatte - sicher mit ein Grund für chronische Schüchternheit und Minderwertigkeitsgefühle.

Studentischer Alkohol- und Drogenmissbrauch ließen Wallace in die Mühlen der Psychiatrie geraten - inklusive Elektroschocks. Nach diesem traumatischen Erlebnis begann Wallace zu schreiben: 1996 erschien in den USA sein auf Deutsch 1648 Seiten langer Debütroman "Unendlicher Spaß", eine ins Grotesk-Surreale gespiegelte Autobiografie - wie die Marx-Brothers auf LSD - verpackt als Entwicklungsroman.

Im Fokus ein hochbegabtes Kind, das in die Knochenmühlen der Erwachsenenwelt gerät und am Ende in der psychiatrischen Anstalt endet - also die Tennis-Karriere von Wallace als gedopter Zombie, der Ausbruch ins Drogenmilieu, Wallaces Erfahrung als Patient in der Psychiatrie und dann die dreijährige Isolation des Romanautors Wallace. Im Angesicht des Selbstmordes von Wallace erscheint der Roman aus dem Jahr 1996 als ein einziger schmerzvoller Hilfeschrei.

Als sich Wallace im Jahr 2008 erhängte, galt er als glücklicher Mensch, war Literaturprofessor und lebte mit seiner Traumfrau zusammen. Sein Tod galt als Rätsel.

Das Gespräch mit Ulrich Blumenbach, dem Übersetzer des Buches "Unendlicher Spaß" können Sie mindestens bis zum 21.2.2010 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.