Protest gegen unteriridische Kohlendioxid-Speicherung

Von Axel Flemming · 04.03.2011
Die neue Technik "Carbon Capture and Storage" (CCS) klingt verblüffend einfach, fast so, als würde man die Schornsteine einfach umdrehen und den Klimakiller Kohlendioxid statt in die Luft unter die Erde schicken. Aber das Verfahren ist umstritten.
Ketzin an der Havel, ein Industriegebiet etwas außerhalb, ohne viel Industrie. Ein unspektakulärer Ort, sieht man davon ab, dass hier vier Lasttankwagen täglich das verdichtete Gas Kohlendioxid in den Untergrund pumpen, und das seit Mitte 2008. Denn in 600 Metern Tiefe befindet sich ein poröser Sandstein. Die Deckschicht darüber besteht aus Ton, der wenn alles nach Plan läuft, verhindert, dass das Gas nach oben entweicht.

Nach den bisherigen Messungen hält der Speicher dicht. Insgesamt 60.000 Tonnen sollen hier bis 2012 hineingepumpt werden, wenig im Vergleich zur Gasmenge, die bei einem Kohlekraftwerk anfällt. Allein die RWE-Kraftwerke stoßen jährlich 120 Millionen Tonnen aus. In künftigen Demonstrationsanlagen wird es also um die hundert- bis tausendfache CO2-Menge gehen.

Das soll in Beeskow und im Oderbruch südöstlich von Berlin passieren und hier ist der Protest besonders laut. Die Anwohner wehren sich gegen Pläne des schwedischen Energiekonzerns Vattenfall, der gerne Kohlendioxid aus seiner Braunkohleverstromung unter der Erde lagern würde; unter ihrer Erde. Sie haben Angst, das CO2 könne doch entweichen oder giftige Beimischungen könnten das Trinkwasser verseuchen. Rolf Ignaz von der Initiative "Mahnwache Letschin" in Brandenburg:

"Wir finden erst einmal diese Technologie für unsinnig, wir halten es für günstiger, dass wir in erneuerbare Energien investieren und forschen. Und das halte ich für eine sehr zukunftsträchtige Herausforderung, viel besser, als wenn man versucht, zum Beispiel Kohle - das ist die größte CO2-Schleuder, die in der Atmosphäre geht - sauber zu machen, indem man versucht, CO2 in der Erde zu verpressen.""

Geht das Kohlendioxid dagegen wie bisher in die Atmosphäre, trägt es zum Treibhauseffekt bei, der die Temperaturen anhebt. Vor wenigen Wochen veröffentlichte die Umweltschutzorganisation Greenpeace eine Landkarte mit allen Standorten, die nach einer Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe für die Verpressung von CO2 infrage kämen.

408 unterirdische Speicherplätze hatten die Wissenschaftler ausgemacht - fast alle befinden sie sich im Norden Deutschlands. Die Länder Niedersachsen und Schleswig-Holstein wehren sich aber ausdrücklich gegen CO2-Verpressung auf ihrem Gebiet. Da Brandenburg weiter auf die Verbrennung von Braunkohle setzt, wäre es konsequent, die neue Technik hier zu testen.