Protest gegen Gleichstellungsgesetz

"Chance zur Modernisierung wurde vertan"

Behinderte Aktivisten portestieren am Reichstagsufer gegen den umstrittenen Entwurf des Teilhabegesetzes.
Der Behinderten-Aktivist Raul Krauthausen © picture alliance / dpa / Gregor Fischer
Raul Krauthausen im Gespräch mit Nana Brink · 12.05.2016
Aus Protest gegen das Gleichstellungsgesetz haben sich rund 20 Rollstuhlfahrer am Zaun des Berliner Reichstags angekettet. Einer von ihnen ist der Behindertenaktivist Raul Krauthausen: Er fordert, dass das Gesetz auch für die Privatwirtschaft gelten solle.
Raul Krauthausen, Behindertenaktivist, Blogger und Mitbegründer des Vereins "Sozialhelden", hat eine Ausweitung des Behindertengleichstellungsgesetztes auch auf die Privatwirtschaft gefordert. Er sehe das geplante Gesetz als "vertane Chance", sagte Krauthausen im Deutschlandradio Kultur vor dem Hintergrund der heutigen letzten Lesung zum Behindertengleichstellungsgesetz im Bundestag.
Aus Protest gegen das Gesetz haben sich seit gestern rund 20 Rollstuhlfahrer am Zaun des Berliner Reichstags angekettet.
Das geplante Gesetz klammere die Privatwirtschaft komplett aus, bemängelte er:
"Man zwingt Unternehmen ja auch zu Brandschutz und zu Denkmalschutz. Warum sollte man sie nicht auch zu Barrierefreiheit zwingen?"
Der Behinderten-Aktivist Raul Krauthausen lässt seinen platten Rollstuhlreifen in der Autowerkstatt reparieren.
Der Behinderten-Aktivist Raul Krauthausen lässt seinen platten Rollstuhlreifen in der Autowerkstatt reparieren.© Deutschlandfunk / Bettina Schmieding
Krauthausen verwies auf das positive Beispiel anderer Länder wie etwa Österreich, wo man als Bürger seit Anfang 2016 die Privatwirtschaft verklagen könne, wenn sie einen barrierefreien Zugang für Menschen mit Behinderungen verwehre. Die Gesetzesregelungen in Deutschland müssten in Relation zu anderen Ländern gesehen werden, meinte er und kritisierte,
"Dass das in Deutschland nach wie vor wieder nicht stattfindet und hier eine Chance vertan wird, das modern zu machen. Jetzt würde es mit diesem Gesetz letztendlich für weitere 20 Jahre festgelegt werden, dass sich in dem Bereich nichts ändert. Und dann wäre Deutschland – im wahrsten Sinne des Wortes – innerhalb Europas sogar Schlusslicht."
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