Prostitution

Frankreich will Freier bestrafen

Prostituierte stehen auf einem Straßenstrich zwischen Autos.
Der Gesetzentwurf gegen Prostitution in Frankreich ist umstritten. © picture alliance / dpa / Jorge Rios Ponce
Von Ursula Welter · 29.11.2013
Das französische Parlament hat sich schon länger gegen Prostitution ausgesprochen. Der neue Gesetzentwurf geht jedoch über eine generelle Ablehnung hinaus – und provoziert Protest aus allen Richtungen.
Das französische Parlament hat sich schon länger gegen Prostitution ausgesprochen. Der neue Gesetzentwurf geht jedoch über eine generelle Ablehnung hinaus – und provoziert Protest aus allen Richtungen.
Die Protestzüge, die sich heute Vormittag auf das französische Parlament zu bewegten, kamen aus zwei Richtungen. Befürworter und Gegner des Gesetzes gingen auf die Straße.
Die einen rufen Freiheit für das alte Gewerbe Prostitution, die anderen Freiheit für die meist jungen Mädchen, die Opfer von Menschenhändlern und zum Sex gegen Geld gezwungen werden.
"Der Freier, der Kunde ist Akteur, denn es eindeutig ist sein Geld, dass an den Zuhälter fließt."
Die Sozialistin Maud Olivier hat den Gesetzentwurf ins Parlament eingebracht, mit Rückendeckung der Frauen-Ministerin.
Bordelle sind in Frankreich seit 1946 verboten, Prostitution ist es nicht. Die Frauen, die ihre Dienste anbieten, können dafür dennoch bestraft werden, aktives oder auch nur passives Anwerben ist bislang verboten. Eine unklare Rechtslage für die Frauen.
Das Gesetz, das seit heute im Parlament beraten und über das Anfang Dezember abgestimmt wird, dient dem"Kampf gegen das System Prostitution".
Die Kunden sollen künftig bestraft werden, mit Bußgeldern zwischen 1500 bis zu 3000 Euro und mit Sozialstunden im Milieu. Für die Frauen ist Hilfe zum Ausstieg aus dem Gewerbe vorgesehen.
Auch konservative Abgeordnete stützen es, sehen darin ein Mittel, die Gewalt gegen Frauen und den Menschenhandel zu stoppen. Für die UMP Guy Geoffroy:
"Wir sind keine Moralisten. Wir sind Republikaner und wir respektieren, wenn andere anderer Meinung sind."
Dazu gehören 343 namhafte Franzosen, viele Intellektuelle darunter, die sich offen zum Besuch auf dem Strich bekannten, ihren Aufruf "Petition der Dreckskerle " nannten und riefen "Hände weg von meiner Nutte" .Ein anderer Appell dieser Art trug die Unterschriften von Künstlern , Charles Aznavour und Catherine Deneuve darunter. Der Staat habe sich da nicht einzumischen, meinten die Prominenten..
Aus anderem Grund sind die Hilfsorganisationen skeptisch:
"Man muss weitreichende Folgen für die Gesundheit der Frauen befürchten, das Gesetz wird sie in noch abgelegenere Gegenden treiben",
erklärt Irene Aboudaram , deren Organisation "Ärzte der Welt" den Prostituierten in den einschlägigen Vierteln Kondome und Unterstützung anbietet.
Auch sie habe in den Wäldern und Parks um Paris begonnen, sagt eine junge Chinesin, inzwischen empfange sie die Männer in einer Wohnung. Aber gefährlich sei auch das. Die junge Frau hat jedoch Angst, ihre Miete nicht mehr zahlen können, sollte weniger Kunden kommen, sobald Freier mit Strafe rechnen müssten.
Eine andere Prostituierte, in ihrem Wohnwagen in Südfrankreich, meint, das Gesetz sei ein Angriff auf das Privatleben und die Freiheit. Sie sähe es gerne, wenn ihr Beruf als solcher anerkannt werde.
"Ich gehe zur Arbeit wie eine Sekretärin oder eine Supermarktverkäuferin. Das ist ein normales Leben."
Die Journalistin Annette Levy-Willard arbeitet schon lange zum Thema Prostitution. Sie meint:
"Es gibt Frauen, die sich freiwillig prostituieren. Es gibt solche, die keine Wahl haben, weil sie ihre Kinder ernähren müssen, Miete zahlen, schnelles Geld machen wollen. Aber es gibt eben auch die vielen, die entführt, missbraucht, vergewaltigt werden - und wenn man, wie in all den Aufrufen zur Verteidigung der Prostitution, nur die eine Seite der Medaille sieht, dann ist das nahezu bösgläubig."
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