Programm "Row4Tokyo"

Rudern für 2020

Anna Weiße war Leistungsschwimmerin, jetzt rudert sie bei "Row4Tokyo"in Leipzig
Anna Weiße war Leistungsschwimmerin, jetzt rudert sie bei "Row4Tokyo"in Leipzig © Deutschlandradio / Felicitas Förster
Von Felicitas Förster  · 08.05.2016
Vier bis sechs Stunden Training an sechs Tagen in der Woche - das ist das Pensum für angehende Profi-Ruderer. Der Leipziger Sportklub der Deutschen Hochschule für Körperkultur sucht sportliche Talente, die sich diesem Kraftakt stellen. Die 22-jährige Anna Weiße macht bereits mit bei "Row4Tokyo".
Kleinfeldt: "Ja, schön stabil nach hinten gezogen. Schön Blattoberkante im Wasser lassen und am Körper runter.”
Es ist ein nass-kalter Morgen. Thomas Kleinfeldt, Rudertrainer des Sportklubs der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK), braust in einem Motorboot den Elster-Saale-Kanal entlang und folgt dabei einem Sportruderboot, das lautlos durchs Wasser gleitet. Darin sitzt Anna Weiße, eine 22 Jahre alte Sportstudentin, mit Pferdeschwanz und Stirnband. Gleichmäßig zieht sie die Ruderpaddel an ihren Oberkörper heran und schiebt sie wieder weg. Thomas Kleinfeldt nickt zufrieden.
Kleinfeldt: "Anna schlägt sich eigentlich ganz gut. Manchmal müssen wir noch dran arbeiten, dass sie bis zum Ende auch an sich glaubt, das auch hinzubekommen. Wir haben das manchmal auf dem Wasser, dass sie, wenn ich sage ‘Komm, du schaffst das!’ dann sagt ‘Ne, ich schaff’ das nicht’. Und dann machen wir das aufm Wasser und dann kriegt sie es hin und dann kriegt man auch das Lächeln, weil sie selber dann sehr hohe Ansprüche an sich hat und dann des auch umgesetzt hat und dann freut sie sich und das freut natürlich auch den Trainer.”

Rudern fand sie schon immer cool

Vier bis sechs Stunden trainiert Anna Weiße täglich und das an sechs Tagen in der Woche. Für sie ist das ein Kraftakt, schließlich rudert sie erst seit letztem Herbst. Zuvor war sie Leistungsschwimmerin. Doch das lief nicht so gut - und weil Anna Weiße sich ein Leben ohne Sport nicht vorstellen kann und das Rudern schon immer cool fand, hat sie sich bei Row4Tokyo angemeldet. Momentan arbeitet sie vor allem an zwei Dingen: an der Ausdauer und daran, das wackelige Boot unter Kontrolle bringen. Das langfristige Ziel sind die Olympischen Spiele 2020. Eine Teilnahme ist durchaus realistisch, findet Thomas Kleinfeldt.
Kleinfeldt: "Also wenn wir wie gesagt so vier, fünf Athletinnen von dem Typ Anna hätten, die so zielstrebig sind, die so genau arbeiten, die so exakt arbeiten, ich glaube, dann ist auf jeden Fall eine dabei, die dann auch in Richtung Olympia-Medaille gehen könnte.”
Gerade mal drei Frauen lassen sich derzeit bei Row4Tokyo zu Ruderinnen ausbilden. Für Thomas Kleinfeldt sind das zu wenige: Er sucht noch nach weiteren Quereinsteigern. Im Rudern sind solche Programme nicht unüblich. Bereits zu DDR-Zeiten - in den 60er Jahren - wurden durch einen Aufruf im Morgenprogramm des Fernsehen künftige Olympia-Sieger akquiriert. Mittlerweile machen sich andere Nationen das Konzept zu Nutze - mit großem Erfolg. Und nun, findet Thomas Kleinfeldt, soll Deutschland nachziehen.

"Ich denk’ da jetzt nicht so dran an Olympia"

Ende der Trainingseinheit. Anna Weiße hebt das Boot aus dem Wasser und trägt es über der Schulter zum Bootshaus. In diesem Frühling hat sie schon an zwei Wettkämpfen teilgenommen und bei einem sogar den ersten Platz ergattert. Innerhalb von einem dreiviertel Jahr hat sie an die Leistungen ihrer Altersgruppe angeknüpft. So rückt Tokyo in greifbare Nähe. Aber Anna Weiße bleibt gelassen:
Weiße: "Ich persönlich muss sagen, ich denk’ da jetzt nicht so dran an Olympia. Weil ich muss ja jetzt erst mal kleine Schritte voran gehen und nicht gleich an das Große denken, weil alle um mich rum, also auch meine Mitbewohner oder so, die sagen so ‘Wow cool, dann sehen wir dich in vier Jahren im Fernsehen, wir machen dann einen Fan-Klub auf!’ Und ich so ‘Jaja, ganz ruhig.’”
Anna Weiße betrachtet das Ziel Olympische Spiele mit nüchternem Blick: Sie weiß, dass es möglich ist. Aber sie verliert sich nicht in Träumen, sondern konzentriert sich auf konkrete Ziele, wie die Regatten im Sommer. Außerdem muss sie erst mal in die Nationalmannschaft aufgenommen werden. Und sollte das passieren - dann darf man sie noch mal nach Olympia fragen.
Gerade mal drei Frauen lassen sich derzeit bei Row4Tokyo zu Ruderinnen ausbilden: Anna Weiße ist eine von ihnen.
Gerade mal drei Frauen lassen sich derzeit bei Row4Tokyo zu Ruderinnen ausbilden: Anna Weiße ist eine von ihnen.© Deutschlandradio / Felicitas Förster
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