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Bhavika will Gold

Schülerinnen und Schüler aus der ganzen Welt verfolgen am 04.08.2014 in Frankfurt am Main eine Einführungsveranstaltung der "Internationalen Deutscholympiade" (IDO). Die Veranstaltung des Goethe-Instituts soll neben Sprachkompetenzen auch die interkulture
Schülerinnen und Schüler aus der ganzen Welt verfolgen am 4.08.2014 in Frankfurt am Main eine Einführungsveranstaltung der "Internationalen Deutscholympiade" © picture alliance / dpa / Boris Roessler
Von Anke Petermann · 15.08.2014
Sie ist 15, kommt aus Neu Delhi, lernt seit vier Jahren Deutsch und sie ist ehrgeizig: Bhavika will bei der Internationalen Deutscholympiade gewinnen. Setzt sie sich im Finale durch, winkt ihr ein Praktikum in einem großen deutschen Verlag.
"Menschen in Frankfurt" hat Bhavika aus einer Themenliste für die Wandzeitung gewählt. Dafür hat sie in der Stadt auf eigene Faust Frankfurter nach Berufen und Hobbys, Lieblingsgerichten und Haustieren befragt und fotografiert. Auf dem Empfang im Römer erzählt die 15-Jährige vom gelungenen Rechercheauftakt:
"Ich glaube, ich habe Glück gehabt, denn sie waren die ersten Leute, die ich angegangen habe, und sie haben gesagt: 'Okay, warum nicht.' Und die Frau hat mir ein Kompliment gegeben, woher kann ich so gut Deutsch. Die Leute sind sehr freundlich hier."
Zum ersten Mal ist Bhavika im Ausland. Seit vier Jahren lernt die Tochter eines Eisenbahners an einer katholischen Mädchenschule Deutsch - eine Sprache, die als schwierig gilt.
"Wenn ich sage, dass ich Deutsch lerne, sind sie ein bisschen 'Oh, Deutsch, Deutsch', aber als ich ihnen gesagt habe, dass ich wegen Deutsch lernen nach Deutschland fahren kann, waren sie begeistert: 'Oh wirklich, das ist sehr gut.'"
Bei der Deutscholympiade ist das Mädchen aus Neu Delhi in die Anfängerkategorie A eingestuft.
Am Tag nach dem Empfang im Römer lässt sich Bhavika von einer indischen Lehrerin, die nach Frankfurt mitgereist ist, einen bunten Schal um ein traditionelles schwarzes Gewand drapieren. Der "Länderabend" steht an. Gemeinsam mit ihrer indischen Altersgenossin Ragini will Bhavika ihren Mitschülern indische Kleidung und Tänze vorführen. Mit der Freundin und der Lehrerin spricht Bhavika Hindi, Englisch und Deutsch.
Lernen mit Easy Reader
Wie Bhavika die Sprache so schnell so gut gelernt hat, dass sie den indischen Landesentscheid des Goethe-Instituts gewann, interessiert auch die mitgereiste Lehrerin Sakshi Arora:
"Siehst du auch gern deutsche Filme?"
"Ja."
"Und sie liest viele deutsche Bücher vielleicht."
"Romane, eigentlich, und es gibt Easy Readers von Langenscheidt, diese gefallen mir besonders gut. Das Goethe-Institut in Neu Delhi hat eine große Bibliothek, in der ich so was alles lesen kann."
"Das Goethe-Institut macht viel für uns, es gibt viele Jugend-Camps, viele Stipendien, und sie bieten viele Möglichkeiten an."
Auf dem Länderabend vor 100 Mitschülern üben Bhavika und Ragini schon mal für die mündliche Präsentation, dem zweiten Wettbewerbsteil neben der Wandzeitung. Die Einführung zum indischen Tanz legen die beiden an wie eine Show-Moderation.
"Wir, das heißt Ragini und Bhavika, wünschen Ihnen einen schönen guten Abend. Wir kommen aus ..."
"Nein Bhavika, lass die vermuten."
"Oh - können Sie vermuten?"
Publikum: "Indien!"
Der Barfußtanz der beiden Inderinnen - einer der am meisten beklatschten Höhepunkte des Abends. Bhavika hatte ihre kleine Begrüßungsrede perfekt einstudiert. Dieses Mädchen setzt nicht auf Platz, sondern auf Sieg - das ist auch der Jurorin Ekaterini Karamichali aufgefallen.
"Ja, sie ist auf jeden Fall sehr ehrgeizig."
Gemeinsam mit Yusif aus Aserbeidschan und Anahita, der ersten iranischen Repräsentantin bei einer Deutscholympiade, bereitet Bhavika das Thema "Feste feiern" vor.
Freie Rede ist gefragt
"Alle zu dritt kommen und sich setzen."
Vermerkt Bhavika stichpunktartig. Das Thema in eine Geburtstagsszene im Café zu verpacken, ist ihr Vorschlag. Und auch, eine Kontroverse zu führen, zum Beispiel über das Für und Wider von Geschenken. "Können wir das improvisieren", fragt Bhavika in die Runde.
"Was denkt ihr? Ich persönlich, bin ich bequem, wenn ich keine Dialoge habe, sondern nur die Struktur im Kopf."
Yusif und Anahita stimmen Bhavika zu. Die drei wissen, dass freie Rede gefragt ist.
"Ja, genau,"
bestätigt die Jurorin.
"Weil das wichtigste Ziel dabei ist wirklich, frei zu sprechen. Sie sollen nicht Dialoge vorfertigen und alles Wort für Wort ablesen. Jeder aus der Gruppe muss sprechen, denn wir bewerten die Einzelleistung und auch die Gruppenleistung. Wir beobachten die Teilnehmenden in den Gruppen und stellen dann fest, wie gut sie zusammenarbeiten."
Teamfähigkeit ist ein wichtiges Beurteilungskriterium. Die zielstrebige Bhavika kriegt den Spagat ganz gut hin. Oft ergreift sie die Initiative und bringt Ideen vor, stimmt sich aber immer wieder mit ihren Mitstreitern ab. Bei der Deutscholympiade will Bhavika Gold.
"Ich bin hier für gewinnen, ich weiß nicht, ob ich es schaffen kann, aber ich hoffe."
Den drei Siegern winkt ein Verlagspraktikum u.a. bei Klett-Langenscheidt in München. Wenn es gut liefe, könnte Bhavika miterleben, wie ihre Lieblingslektüre, der Easy Reader mit Grundvokabular, produziert wird. Falls es nicht reicht, fasst sie das Kennenlernen fremder Kulturen und die vielen neuen Freundschaften als Trostpreis auf.
"Ich kann sagen, dass diese Woche und diese Zeit ist die beste meines Lebens."
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