Die Aktualität eines bürgerlichen Trauerspiels
Sonja Valentin im Gespräch mit Elena Gorgis · 28.06.2015
Eine neunköpfige Jury reiste quer durch Deutschland - auf der Suche nach den besten Inszenierungen in Privattheatern. Drei davon sind jetzt in Hamburg mit dem Monica-Bleibtreu-Preis ausgezeichnet worden.
Mit der Verleihung der Monica-Bleibtreu-Preise sind in Hamburg am Wochenende die vierten Privattheatertage zu Ende gegangen. Die Auszeichnung wird in drei Kategorien vergeben: Moderner Klassiker, Komödie und zeitgenössisches Drama. Pro Kategorie waren vier Stücke nominiert worden, ausgewählt aus den Bewerbungen der rund 250 nicht-staatlich geförderten Theatern in Deutschland.
In der Kategorie Komödie ist das Stück "Haydi!" der "Familie Flöz" aus Berlin ausgezeichnet worden. Die Dramaturgin und Jury-Koordinatorin Sonja Valentin sagte im Deutschlandradio Kultur:
"Das ist eine sehr spannende, manchmal absurd komische Geschichte, die auch sehr traurige Aspekte hat. Es geht eigentlich um Flüchtlinge. Das Besondere an diesem Stück ist, dass es Schauspieler sind kombiniert mit einer Puppe. Und es arbeitet mit ganz vielen verschiedenen ästhetischen Mitteln."
In der Kategorie Drama ging der Preis an das Stück "Ich werde nicht hassen" des Theaterhauses Stuttgart. Es ist ein Stück über einen palästinensischen Arzt, der im Gaza-Streifen lebt. In der Sparte "Klassiker" wurde das Studiohaus Stuttgart für "Maria Magdalena" von Friedrich Hebbel ausgezeichnet. Über diese Inszenierung sagte Sonja Valentin:
"Man könnte ja denken, dass ein Stück aus dem 19. Jahrhundert und dann ausgerechnet noch ein bürgerliches Trauerspiel uns heute überhaupt nicht mehr interessiert. Wir wurden eines Besseren belehrt. Der Regisseur der Inszenierung, Christoph Küster, hat sehr moderne Mittel eingesetzt. Und er hat es geschafft, das Thema des Stückes vom religiösen Fanatismus, von der Enge einer patriarchal organisierten Familie für uns heute aktuell zu machen."
