Printmedien

"Die Verlage haben lange zugesehen"

Verschiedene deutsche Tageszeitungen liegen zur Presseschau bereit.
Verschiedene deutsche Tageszeitungen liegen zur Presseschau bereit. © Jan Woitas, dpa
Moderation: Nicole Dittmer und Julius Stucke · 29.09.2014
Was ist der Wert der Zeitung für unsere Gesellschaft? Das ist eine der Fragen auf dem "Zeitungskongress 2014". Zudem geht es dort um die Positionierung des Mediums im digitalen Zeitalter. Manche Entwicklung sei verpasst worden, meint der Medienjournalist Steffen Grimberg.
Die Zukunft der Zeitung - um nichts weniger geht es derzeit in Berlin auf dem "Zeitungskongress 2014". Rund 550 Teilnehmer diskutieren die Chancen und Schwächen eines Mediums. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel wird eine Rede halten. Außerdem wird auf dem Kongress das 60-jährige Bestehen des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger gefeiert. Die Verleger feiern und sprechen über die Zukunft ihres Geschäfts.
Nach Einschätzung des Medienjournalisten Steffen Grimberg kam der gesamten Branche die Einsicht in die Notwendigkeit von Veränderungen zu spät. Die Zeitungsverlage hätten nun mit sinkenden Auflagenzahlen und der wachsenden Konkurrenz von Online-Angeboten zu kämpfen. Im Deutschlandradio Kultur sagte Grimberg: "Die deutschen Verlage haben sehr, sehr lange zugesehen, bis eben auch andere Anbieter ihnen verschiedenste Sachen weggeschnappt haben. Nicht im Journalismus, aber zum Beispiel das Rubrikengeschäft. Also die berühmten Stellen-, Auto- und Immobilienanzeigen, die ja in einer klassischen Zeitung die eine Säule der Anzeigenerlöse war."
Eine große Rolle spiele natürlich auch das veränderte Nutzungsverhalten im digitalen Zeitalter, meinte Grimberg. Für die Print-Medien könne diese Entwicklung allerdings auch positive Effekte haben:
"Die Wochendausgaben, etwa die 'Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung', der Erfolg der 'Zeit' oder auch die Überlegungen, den Erscheinungstermin des 'Spiegel' von Montag auf Samstag vorzuziehen - das zeigt: Rund um's Wochenende, da wird noch gelesen. Aber im hektischen Alltag, da wird es ein bisschen schwieriger für das Gedruckte. Da ist die schnell konsumierte Online-Nachricht natürlich bequemer."
Der seit 20 Jahren bestehende Online-Journalismus befinde sich immer noch in einer Umbruchphase, so Grimberg:
"Es gibt nach wie vor gerade kleinere Titel, die ein sehr begrenztes Online-Angebot haben. Was dann auch sehr oft 1:1 das ist, was im Blatt stattfindet, oder was so an aktuellen Nachrichten da ist. Bis hin eben zu den Dickschiffen der Online-Welt."
Steffen Grimberg war lange Jahre Medienredakteur der "taz". Seit 2012 arbeitet er beim Medienmagazin "zapp" des NDR .
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