Praxistipp Familienforschung

In Archiven nach Verwandten suchen

Bundesarchiv in Koblenz
Im Bundesarchiv in Koblenz (Rheinland-Pfalz) werden etliche Schriftstücke gelagert, darunter auch Akten über verstorbene Personen. © picture alliance/dpa/Foto: Thomas Frey
Von Stephanie Rohde  · 10.08.2016
Eine Schuhschachtel mit Briefen, ein Ordner mit alten Dokumenten – solche Fundstück aus dem Nachlass von verstorbenen Angehörigen sind für viele der Auslöser um der Geschichte der eigenen Familie auf die Spur zu kommen. Aber wo und wie fängt man mit der Recherche an?
Wer mehr über seinen Vater, seine Großmutter, seine Vorfahren erfahren möchte, muss wühlen. Analog und digital.
"1. Schritt: Persönliche Dokumente als Ausgangspunkt für die Recherche."
Vielleicht findet sich im Nachlass ein Personalausweis, ein Wehrpass oder auch eine als "Ariernachweis" bekannte Ahnentafel. Diese bieten einen ersten Ausgangspunkt für die weitere Recherche – die Informationen sollten aber nicht ungeprüft übernommen werden, da Ahnentafeln oft bewusst gefälscht wurden.
"2. Schritt: Recherche in digitalen Datenbanken."
In Kirchenbüchern finden Sie Hinweise auf Taufe, Eheschließung oder Beerdigung ihrer Verwandten: Seit vergangenem Jahr kann man auf dem Kirchenbuchportal der evangelischen Kirche www.archion.de mehrere Millionen Kirchenbuchseiten gebührenpflichtig sichten.
Auch hilfreich kann das gemeinnützige Genealogienetz www.compgen.de sein. Wer digitalisierte historische Quellen wie alte Adressbücher, Todesanzeigen in Tageszeitungen, sowie ein genealogisches Ortsverzeichnis sucht, ist hier richtig. Ergänzend dazu bietet sich eine unkomplizierte Suche auf geneanet.org an, einem kostenlosen Portal von Familienforschern, die die Recherche in zehntausenden Stammbäumen ermöglichen.
"3. Schritt: Mit recherchierten Informationen bei Archiven und Behörden anfragen."
Wollen sie mehr über Ihre Familienmitglieder im Zweiten Weltkrieg erfahren, ist die erste Anlaufstelle die "Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaliger deutscher Wehrmacht".

Auskünfte über alle Kriegsteilnehmer

Entgegen dem Namen bekommen sie hier nicht nur Auskünfte über Gefallene, sondern über alle Kriegsteilnehmer. Allerdings – eine Antwort gibt es häufig erst nach mehreren Monaten. Und: Als Behörde verlangt die Stelle für jede zu Verfügung gestellte Kopie eine Gebühr.
"4. Schritt: Eigene Recherche in Archiven."
Wenn sie herausfinden wollen, ob ihr Verwandter oder ihre Verwandte Mitglied in der NSDAP oder anderen NS- Organisationen war, wenden sie sich an das Bundesarchiv. Das recherchiert nicht selbst in seinen Beständen, sondern stellt nur Informationen über vorhandene Akten zur Verfügung. Für die britische Zone können Sie im Bundesarchiv Koblenz nachschauen, für die amerikanische Zone in den Staatsarchiven der einzelnen Bundesländer, für Baden-Württemberg im Staatssarchiv Ludwigsburg, für Bayern im Staatsarchiv München und für die Sowjetische Besatzungszone bzw. die DDR bei der Stasi-Unterlagen-Behörde in Berlin. Personalunterlagen der Wehrmacht sowie wehrmachtsgerichtliche Unterlagen finden sie beim Militärarchiv in Freiburg, Allerdings müssen sie damit rechnen, dass viele Unterlagen kriegsbedingt beschädigt oder ganz zerstört wurden.
"Unterstützung bei der Recherche."
Wenn die Dokumente in Sütterlin geschrieben sind, können die ehrenamtlichen Sütterlinstuben in Deutschland unter www.suetterlinstube.org weiterhelfen.
Und wer sich richtig reinfuchsen will, kann ein Rechercheseminar in der KZ Gedenkstätte Neuengamme bei Hamburg oder der Berliner Stiftung Topographie des Terrors machen.
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