Porträt-Serie zur US-Wahl (1/6)

Zu Besuch bei einem Trump-Fan

Steve Clark, Besitzer von Clark Brothers Gunshop
Steve Clark, Besitzer von Clark Brothers Gunshop © Deutschlandradio/ Nana Brink
Von Nana Brink · 24.10.2016
Was bedeutet der amerikanische Traum heute? Für Steve Clarks auch das Recht, Waffen zu besitzen. Das ist einer der Gründe, warum der Waffenhändler aus Virgina Donald Trump wählen wird. Dabei hat er den bisherigen Präsidenten Barack Obama sogar einmal bewundert.
"Ein amerikanischer Traum ist: dass es dir, deiner Familie und deinen Freunden besser geht."
Noch bevor man Steve Clarks Waffengeschäft sieht, hört man es. Schüsse hallen über den Highway. Hier in Warrenton, einem 7000-Seelen-Nest tief in Virginia, stört das niemanden. Die Schüsse kommen von einer Schießbahn, gleich neben dem Waffengeschäft. Auf dem Dach reißt ein Pappmaché-Grizzly sein Maul auf. Männer mit Baumwollhemden und Schnürstiefeln steigen aus ihren verbeulten Pickups. An der Tür prangt ein großes Schild: "Make America great again - Donald Trump"!
Steve Clark: "Sie sagen, er kommt aus einer reichen Familie, aber er hat seinen Weg gemacht, er ist ein Arbeiter. Er ist echt. Für viele Dinge, die er sagt, wird er niedergemacht, aber er traut sich das zu sagen, was viele nicht aussprechen, weil es nicht politisch korrekt wäre. Er sagt es! Er spricht wie ein grober New Yorker: Hau ihm eines in die Fresse! Oh, das sollte man nicht sagen - aber jeder normale Arbeiter sagt sowas, wenn man ihn nervt."
Die Einfahrt zum Waffenladen von Steve Clark in Warrenton. Im Vordergrund ein Wahlplakat von Donald Trump.
Die Einfahrt zum Waffenladen von Steve Clark in Warrenton. Im Vordergrund ein Wahlplakat von Donald Trump.© Deutschlandradio/ Nana Brink
Das ländliche Virginia ist Trumps "Heartland". Weiß und konservativ. Wie Steve Clark. Seit fast 60 Jahren betreibt seine Familie "Clark Brothers Gun-Shop". Farmer, Hobby-Jäger, aber auch Geschäftsleute aus Washington kaufen bei ihm halbautomatische Gewehre, aber auch antike Waffen. Reminiszenzen an die Zeit der Siedler, die - so die Redensart - mehr Gewehre hatten als Finger an der Hand.
Für das Recht eine Waffe zu besitzen würde viele Bürger hier auf die Straße gehen, nicht nur Steve: "Es ist schwer zu erklären, weil wir damit aufgewachsen sind, und wenn uns jemand etwas wegnehmen will, an das wir gewöhnt sind, dann wird es wahnsinnig wichtig."

Der Staat hilft nur denen, die nichts leisten

Die Menschen hier, sagt Steve, mögen keine Veränderungen. Washington mögen sie erst recht nicht. Und sie hassen es, wenn sich der Staat einmischt. Ihnen vielleicht sogar die Waffen wegnehmen will. Was bislang kein Politiker ernsthaft versucht hat. Steve Clark ist ein freundlicher Herr mit goldener Brille; keiner, dem man zutraut, auf Grizzly-Jagd zu gehen. Die Fahne der Südstaaten - zu denen Virginia sich einst zählte - hängt über dem Kamin im Geschäft. Daneben das offizielle Sternenbanner. Aber Steves' amerikanischer Traum ist in den letzten acht Jahren aus den Fugen geraten. Der Staat hilft den Falschen, meint Steve:
"Viele Leute sind unter schwierigen Umständen aufgewachsen und haben es nicht leicht gehabt - wichtige oder einfach ganz normale Leute. Aber sie haben was aus ihrem Leben gemacht und ihren Beitrag geleistet. Andere leisten gar nichts und werden vom Staat unterstützt. Ich habe die Nase voll davon - und vielen in diesem Land geht es genauso."
Hinter dem Geschäft stehen Steves Kunden und probieren ihre Waffen auf der Shooting Range aus. In den letzten 20 Jahren ist nie etwas passiert. Aber als Barack Obama vor acht Jahren Präsident wird, fürchtet Steve zum ersten Mal um sein Geschäft. Obwohl er den Mann einmal bewundert hat:
"Wer repräsentiert den amerikanischen Traum mehr als Barack Obama? Ohne Vater aufgewachsen, alleinerziehende Mutter, dann von der Großmutter aufgezogen und er wurde Präsident der Vereinigten Staaten. Und du willst mir erzählen, dass du nicht alles erreichen kannst in diesem Land? Das ist der amerikanische Traum!"
Dazu gehört für Steve Clarke auch das verbriefte Recht, das den Bürgern der USA das Tragen von Waffen gestattet. Und - zumindest der Traum, dass jeder Präsident werden kann.

Was ist noch übrig vom amerikanischen Traum? Deutschlandradio Kultur-Reporterin Nana Brink hat diese Frage US-Amerikanern aus allen Bevölkerungsschichten gestellt. Sendedatum: 24.-29.10.2016 in unserer Sendung Studio 9

Unsere sechsteilige Reihe im Überblick:

Warum auch Latinos Trump wählen (2/6)
Was ist Ihr amerikanischer Traum, Colin Powell? (3/6)
Wo der amerikanische Traum stillsteht (4/6)
Weiß, Mittelklasse, Clinton-Wähler (5/6)
Hier ist der amerikanische Traum zerplatzt (6/6)

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