Pop

"Das Leben feiern"

Tori Amos: "Unrepentant Geraldines"
Tori Amos: "Unrepentant Geraldines" © Mercury
Von Tarik Ahmia · 13.05.2014
Tori Amos ist wieder da und sie präsentiert sich in Bestform. Mit ihrem neuen Album "Unrepentant Geraldines" beendet sie ihre Ausflüge in die klassische Musik und meldet sich mit neuen Songs zurück, denen man anhört, dass sie wieder den Spaß am Songwriting und am poetischen Erzählen gefunden hat.
Tori Amos hat in den letzten Jahren zwei Klassik-Alben bei der Deutschen Grammophon veröffentlicht und auch ein Musical komponiert. Ihr Stilwechsel hat viele Fans allerdings mehr rätselnd als begeistert zurückgelassen. Doch auf ihrem jüngsten Werk, dem gerade erschienene "Unrepentant Geraldines", findet die US-Songwriterin wieder im gewohnten Sound zu kreativer Hochform zurück. Klassisches Songwriting gibt die Linie vor, natürlich so unkonventionell, unterhaltsam und experimentierfreudig, wie man es von Tori Amos kennt.
In den 90er-Jahren wurden Tori Amos und ihr Piano in der Musikwelt als aufregende, exzentrische Symbiose gefeiert. Mit "Unrepentant Geraldines" ist Amos nun wieder bei dem markanten Klavierpop ihrer Anfangszeit angekommen und klingt trotzdem so frisch wie schon lange nicht mehr. Das Album strotzt nur so vor musikalischen Ideen, Botschaften und Geschichten, die vom heutigen Amerika, vom Altern, von Beziehungskrisen und von Religion und Spiritualität erzählen.
Bilder und Fotografien inspirierten Tori Amos
Vor allem Bilder und Fotografien inspirierten Tori Amos diesmal zu ihrem Kammerpop. Paul Cézanne zählt zu diesen Malern ebenso wie der Ire Daniel Maclise. Dessen Radierung einer büßenden Frau namens Geraldine gibt dem Album den Titel. "Unrepentant Geraldines" heißt auf deutsch "Reuelose Geraldinen" - und das ist als durch und durch feministisches Motto für das gesamte Album zu verstehen. "Jeder Mensch gleicht einem lebendigen Gemälde, das eine einzigartige Geschichte erzählt", sagt Tori Amos im Interview. "Das Leben zu Feiern", so lautet Amos Botschaft, die sie mit ihrem neuen Album verbindet.
Musikalisch hat Tori Amos nach ihrem zunehmend artifiziellen Sound der letzten Jahre jetzt wieder mehr Bodenhaftung gewonnen, auch wenn das Feen-hafte ihres Gesangs geblieben ist.
Fast jeder der neuen Songs klingt anders. Statt orchestraler Klavierballaden sind jetzt oft wieder akustische Gitarren, E-Bass, Akkordeon und Schlagzeug zu hören. Man merkt, dass Tori Amos, die seit vielen Jahren mit Ehemann und Tochter im englischen Cornwall lebt, den Spaß am Songwriting und dem poetischen Erzählen wiederentdeckt hat, der zwischendurch verloren gegangen zu sein schien.