Pop

Comeback des Jahres?

27.01.2014
Boy George is back - mit seinem ersten vollständig neuen Album nach 18 Jahren. In Großbritannien wurde "This Is What I Do" weitestgehend wohlwollend aufgenommen. Der Guardian sprach sogar vom Comeback des Jahres. Hierzulande fällt die Kritik dagegen gespalten aus.
"This Is What I Do" ist ein Spagat geworden. Ein Spagat, der Boy George zerreißt. Der frühere Pop-Paradiesvogel und Gender-Provokateur klingt darauf stellenweise wie ein Jünger Bob Dylans. Gleich mehrere Stücke singt er mit nachdenklicher Singer-Songwriter-Attitüde. Boy George sucht mit dieser bisher von ihm nicht gekannten „untanzbaren“ Seite nach einem neuen Weg - weg von der früheren bunten Pop-Leichtigkeit seiner Band Culture Club.
Bei seinen Songs ist er zwar mit der gleichen Ausrüstung wie früher unterwegs, setzt die klanglichen Schwerpunkte aber anders. Reggae ist auch hier größtenteils tonangebend, George aber filtert aus diesem Stil die dubbigen, elektronischen Aspekte heraus, zelebriert die langsameren Tempi, wird sphärischer und clubbiger.
Kein Album aus einem Stück
Soul spielte immer eine große Rolle für Boy George. Auf dem neuen Album macht der oft Platz für dessen ernsteren Vorläufer - den Gospel. Und da, wo er mal in alte bunte Reggae-Pop-Seeligkeit verfällt, bricht er die Happy-Go-Lucky-Attitüde mit herben Hip-Hop-Beats und Sprechgesang. Boy George lotet mehr Tiefen aus, findet in den dunkleren Klängen eine neue Heimat. Übrigens passend zu seiner Stimme, die nach all den Drogen und Drogenentzugs, Sex- und Gefängnisdramen deutlich gereifter und dunkler klingt, fast schon sonor.
Auf jeden Fall hat Boy George auf "This Is What I Do" einen Sound gefunden, der zu einem mittlerweile 53-jährigen Popmusiker gut passt. Insgesamt fällt das Album aber zu sehr auseinander: Hier der untanzbare Singer-Songwriter, da der gereifte Reggae-Popmusiker. „This Is What I Do“ ist leider kein Ganzes geworden.