Polo in Frankreich

Kein Sport nur für den Adel

Kämpfernaturen im Sattel: Polo-Spieler im französischen Chantilly
Kämpfernaturen im Sattel: Polo-Spieler im französischen Chantilly © AFP
Von Ursula Welter · 21.09.2014
Polo gilt als ein Sport der Schönen, Reichen und Adeligen. Ist da was dran? Ursula Welter hat sich umgeschaut in Chantilly nahe Paris - beim größten Poloclub in Frankreich.
Strahlend blauer Himmel, satte Pferdeweiden bis zum Horizont, ein edles Gehöft am Straßenrand und mittendrin schwer schnaubende Pferde, Kämpfernaturen im Sattel, Holzschläger, ein Ball. Die Wettbewerbe laufen.
Am Spielfeldrand haben sich zwei Gäste bereit gemacht, Kappen, Reithosen, Mannschaftstrikot.
"Das ist toll, hier zu sein, 3000 Pferde kommen in diesen Tagen nach Chantilly, eine lustige Pferdegemeinde", sagt dieser Australier, der zum vierten Mal dabei ist.
"Polo wurde in Persien erfunden, vor 4000 Jahren und ist dann via Indien und mit der englischen Armee populär geworden", greift der Reiter in die Geschichtskiste.
Hinter einem der Tore hockt Pascal Renauldon,ein gewaltiges Kameraobjektiv vor sich.
"Das ideale Polo-Pferd misst 1,57 Meter, die größten sind 1,62, viel kleiner als Springpferde, die bis zu 1,75 groß sind."
Renauldon besitzt selbst vier Polopferde, ist im örtlichen Club von Chantilly aktiv, seine Tochter steht neben ihm.
"Sicher, das ist gefährlich, aber…."
"Man muss sich mit den Pferden gut verstehen."
"Ich liebe den Wettbewerb, die Geschwindigkeit."
"Die Polo-Pferde erreichen 53 bis 55 Stundenkilometer im Match, ein reinrassiges Rennpferd läuft 60 km/h", rechnet Renauldon vor. Vier Pferde und vier Reiter ringen um die Holzkugel, an beiden Enden des 270 Meter langen Spielfeldrandes sind die Tore markiert, Torwächter heben die rote Fahne zum Signal.
"Chantilly ist der größte Poloclub in Frankreich. Wir haben neun Spielfelder. Aber es gibt andere in Saint Tropez, in Deauville, aber es gibt eben viele auch in der Provinz Frankreichs und natürlich den berühmten Club von Paris, in der Nähe von Longchamp."
"Wir in Frankreich haben den Adel ja in der Revolution geköpft"
1000 eingeschriebene Mitglieder zählt die französische Pologemeinde, die gut 200 Lizenzspieler aus Argentinien mitgezählt, die in Frankreich eingeschrieben sind. Sie gelten als die besten ihres Fachs.
In diesem edlen Club vor den Toren von Paris stellt sich die Frage: Ist Polo nur etwas für den Adel?
"Nein, immer weniger. Sicher, um Polo auf hohem Niveau spielen zu können, braucht es schon ein gewisses Vermögen. Oft gibt es Unternehmer, die selbst spielen, aber nicht auf zu hohem Niveau, und die mit ihrem Geld die Mannschaft sponsern. Gut, in England, da scheint es der Adel zu sein - mit Prinz Charles und Harry - aber das ist eher anekdotisch. Und außerdem, wir in Frankreich haben den Adel ja in der Revolution geköpft."
Und wie steht es mit dem zweiten Vorurteil - Pferde, das ist was für Mädchen?
"Polo macht es möglich, dass die Jungs beim Pferdesport bleiben. Die mögen das Barby-Image nicht, mögen das Striegeln nicht, aber mit dem Wettbewerb, dem Mannschaftssport bleiben sie dabei."
Aber es gibt eben auch immer mehr Mädchen, 70 Prozent der neuen Spieler, sagt Renauldon, seien inzwischen Frauen. Allerdings können sie nicht auf dem gleichen Niveau antreten wie ihre männlichen Kollegen in diesem sehr körper- und kraftbetonten Sport, mit dem raschen "Stop- and-Go" zu Pferde, den scharfen Kurven, dem Seitenwechsel des Schlägers. Das beste Handicap liegt bei zehn. Frauen kommen auf maximal fünf.
"Für mich ist das ein Frauen- und ein Männersport", verteidigt Renauldons Tochter das vermeintlich schwache Geschlecht.