Politische Kultur zwischen Oper und Gosse

19.02.2013
Oft wirkt die italienische Demokratie heruntergewirtschaftet, ausgehöhlt von einer in Teilen korrupten politischen Klasse. Der Historiker Gianluca Falanga hat der Politik seines Heimatlandes jüngst den Charakter einer Show attestiert - und sie als "eine Art karnevalistische Rauferei" bezeichnet.
Manche Politszenen in Italien erinnerten ihn an ein Theaterstück, so Falanga - "es ist amüsant, aber bitter". Besonders die Auftritte von Silvio Berlusconi seien "operettenhaft". Doch auch andere Politiker verhielten sich wie Schauspieler auf der Bühne: "Was für Gestalten gerade im Parlament auftauchen, wie sie auftreten, was sie erzählen, wie sie total unvorbereitet sind (…) - das ist alles wirklich karnevalistisch." Bitter finde er vor allem die Gewalttätigkeit, die sowohl die italienische Gesellschaft als auch die Umgangsformen im Parlament auszeichneten: "Die Sprache der Politik ist durchaus auf Gewalt ausgerichtet."

Dennoch glaube er, dass die italienische Demokratie "immer noch lebendig ist", sagt Falanga. Die Italiener würden sich sehr für Politik in ihrem Land interessieren: "Politikverdrossenheit - dieses Wort, das man in Deutschland immer wieder hört, das gibt es in Italien nicht. Die sind alle angeekelt von den Politikern. Aber Politik an sich, das ist überhaupt nicht diskreditiert."

Sie können das vollständige Gespräch mit Gianluca Falanga mindestens bis zum 19.07.2013 in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören. MP3-Audio