Politische Debatten auf Alltagsebene

Von Michael Meyer · 24.10.2007
Arme Rentner und kinderreiche Familien kommen hier ebenso zu Wort wie ehemalige Arbeitslose, die eine Ich-AG gegründet haben. Moderator Frank Plasberg versteht es, nicht nur die wichtigsten Minister und Lobbyvertreter in die Sendung zu holen. Die erfolgreiche WDR-Talkshow läuft ab heute in der ARD
Aus der Sendung: " Guten Abend…..herzlich willkommen zu "Hart aber fair". Wer macht in diesem Land noch klare Politik für Menschen, die jeden Cent umdrehen müssen? Die Linkspartei, sagt die Linkspartei. Wer steht in diesem Land eindeutig für Frieden und gegen Auslandseinsätze deutscher Soldaten? Nur noch die Linkspartei – sagt die Linkspartei. Und: Sie wird von den Wählern belohnt. "

Kaum eine andere Talkshow hat so oft die Emotionen der Zuschauer bewegt wie "hart aber fair". Es gelingt der Redaktion immer wieder, hochpolitische Debatten auf die Alltagsebene herunterzuholen. Prinzip der Sendung ist es dabei, nicht einfach nur die wichtigsten Minister und Lobbyvertreter in die Sendung zu holen, wie das oft etwa bei "Christiansen" der Fall war, sondern stets die Betroffenen von politischen oder wirtschaftlichen Entscheidungen zu befragen. Da kommen arme Rentner und kinderreiche Familien ebenso zu Wort wie ehemalige Arbeitslose, die eine Ich-AG gegründet haben:

Aus der Sendung: " Was bleibt da übrig am Monatsende? Ja, letzten Monat hatte ich 750. Ich hoffe, es geht aufwärts. Davor war ein Monat, mit 30 € Gewinn – kommt man da nicht in die Versuchung, sich auszurechnen, ich maloch hier, krieg 30 € - was würde ich denn kriegen, wenn ich ganz normale Arbeitslose wäre und mich ganz normal melden würde beim Arbeitsamt? Gut, ich bin nicht die Frau, die die Hände in den Schoß legen mag, auch wenn’s 330 € Arbeitslosengeld gibt. Aber wenn man halt Abgaben hat, dann überlegt man sich das schon. "

Nach einer solchen Aussage verlaufen die Debatten in der Regel völlig anders – weniger abgehoben. Das Prinzip des "Gesprächs auf Augenhöhe" haben mittlerweile andere Sendungen kopiert – auch Maybritt Illner und Anne Will arbeiten mit diesem Element.

Der besondere Reiz von "hart aber fair" besteht im sogenannten "Touch-Screen", mit dem Moderator Frank Plasberg an einem Pult mit Computerbildschirm alle Fäden in der Hand hat – rund ein Dutzend Einspielfilme bereitet die Redaktion pro Sendung vor. Die Filme sind mal länger, mal kürzer, auf jeden Fall aber immer ganz nah dran am Thema. Das können nackte Zahlen und Fakten sein, Reportagen, aber auch Zitate von Politikern und Lobbyisten, die sie in der Vergangenheit machten, und für die sie sich heute rechtfertigen müssen. Auf diese Weise kommen oft interessante Debatten zustande, denn die Einspielfilme, die vom Moderator spontan ausgewählt und abgespielt werden können, verleihen der Sendung eine hohe Dynamik.

Das Gespräch zum Thema mit Frank Plasberg können Sie als MP3-Audio mindestens bis zum 24.3.08 in unserem Audio-on-Demand-Player hören.
Mehr zum Thema