Philharmoniker Luxembourg mit Vadim Repin und Eliahu Inbal

Musikalische Opfer

Der russische Geiger Vadim Repin am 9.11.2002 nach einer Probe in der Kölner Philharmonie.
Der Geiger Vadim Repin spielt an diesem Abend Gubaidulinas "Offertorium" © picture-alliance / dpa / Hermann Wöstmann
11.02.2016
Ein Roadmovie als Programmdramaturgie – das Orchestre Philharmonique du Luxembourg begab sich in den fernen Osten Europas. Vadim Repin war der Solist in Sofia Gubaidulinas Violinkonzert "Offertorium", außerdem dirigierte Eliahu Inbal Dmitrij Schostakowitschs Elfte Sinfonie "1905".
Dieser Ausflug der Luxemburger Philharmoniker in die russische Musik des 20.Jahrhunderts und der Gegenwart sollte ein Erlebnis sein und unter die Haut gehen.
Der Abend mit Vadim Repin und Eliahu Inbal ist die erste Etappe des musikalischen Roadmovies, der in dieser Saison den roten Faden der Konzerte der Reihe «Aventure+» ausmacht. Die Musiker spielen sich Richtung Osten, und es soll kein atmosphärischer Katzensprung, sondern eine intellektuelle, eine sinnliche und auch politische Begegnung sein. Das Programm von diesem Abend Ende Januar nimmt die alte und die neue russische Hauptstadt – St. Petersburg und Moskau – in den Fokus. Ein historisches Schlachtengemälde steht neben einem "Offertorium", einem religiös fundierten Werk, das mit der Doppelbedeutung des Begriffs spielt, der "Offerte", die eine Darbietung, ein Angebot ist, aber auch eine Opfergabe sein kann. In Bachscher Tradition komponierte die in Hamburg lebende Komponistin bereits 1980 also ein "musikalischen Opfer". Sofia Gubaidulinas Offertorium ist ein Schlüsselwerk, komponiert hat sie für und mit Gidon Kremer. Mit diesem Stück machte die Komponistin tatarischer Abstammung die musikalische Welt auf sich aufmerksam.
"Das Jahr 1905" trägt die 11. Sinfonie von Schostakowitsch im Untertitel – ein umfängliches Werk, das optimistisch endet. Schostakowisch spielt auf den Aufstand revoltierender Arbeiter am 9. Januar des Jahres an, der von den Truppen des Zaren niedergeschossen wurde. Komponiert hat er, als Stalin einige Jahre tot war. Die Sätze tragen kein Programm, die Musik ist Verbalisierung einer inneren Idee. Schießende Truppen, ein leichenübersäter Platz – am Schluss der trotzige Hoffnungsschimmer. Es ist so, als wäre das Stück heute komponiert worden.
Philharmonie Luxembourg
Aufzeichnung vom 29. Januar 2016
Sofia Gubaidulina
"Offertorium" Konzert für Violine und Orchester
Dmitrij Schostakowitsch
Sinfonie Nr. 11 g-Moll op. 103 "Das Jahr 1905"
Vadim Repin, Violine
Orchestre Philharmonique du Luxembourg
Leitung: Eliahu Inbal