"Petting Zoo" von Micah Magee

Starkes Porträt einer Jugendlichen, die schwanger wird

Die Regisseurin und Drehbuchautorin Micah Magee spricht auf der Berlinale über ihren Film "Petting Zoo"; Aufnahme vom 10. Februar 2015
Die Regisseurin und Drehbuchautorin Micah Magee spricht auf der Berlinale über ihren Film "Petting Zoo"; Aufnahme vom 10. Februar 2015 © picture alliance / dpa
Von Aishe Malekshahi · 14.02.2015
Der Film "Petting Zoo" spielt in San Antonio in Texas, einer zubetonierten Stadt, in der nicht gerade ein liberaler Geist weht. Die Regisseurin Micah Magee ist selbst dort aufgewachsen und nahm ihre eigene Jugend als Grundlage für den Stoff.
Der Film "Petting Zoo" spielt in Texas, in San Antonio. Eine Stadt, die nur aus Hochhäusern, Highways, Diners und Wohnwagen zu bestehen scheint. Schulen wurden hier von Architekten entworfen, die Texasweit auch Gefängnisse gebaut haben.
"Ich glaube, es sagt schon etwas darüber aus, wie die Leute die Kinder in der Stadt sehen, für was sie vorbestimmt sind. Es ist ein Sozialisierungsprozess, man kann diese Schule innerhalb von drei Minuten lock down machen, es gibt immer Polizisten, die da bewachen. Irgendwie nimmt einem das die Freiheit weg, die Selbstbestimmtheit in einem jüngeren Alter, mehr als vielleicht sein muss."
San Antonio ist auch die Heimatstadt der amerikanischen Regisseurin Micah Magee.
"Wo ich aufgewachsen bin, ländlich bei der Großmutter, Rehe, subdivisions, die Stadt wächst und schrumpft, wächst und schrumpft."
Durch diese Stadt bewegt sich ihre Protagonistin, Layla. Eine 17-jährige Schülerin, blond, groß, zierlich und mit einem wirklich coolen, schlaksigen Gang. Beeindruckend gespielt von Devon Keller, die im Film, wie auch im wahren Leben, die gleiche Schule besucht hat, wie Micah Magee und gar keine professionale Schauspielerin ist. Überhaupt sind viele Eindrücke und eigene Erfahrungen der Regisseurin in dieses Debüt mit eingeflossen.
"Der Film handelt von Teenie-Schwangerschaften und ich bin als Teenie selber auch schwanger gewesen und bei den Recherchen habe ich sehr viel mit den sogenannten A-Youth gearbeitet, höhere Risiko Jugend, das bedeutet, dass sie besonders anfällig für Kriminalität sind oder arm werden oder arm sind. Bei diesen Workshops habe ich gemerkt, wie sich diese Geschichten wiederholen, wenn sich die Struktur nicht verändert, sich auch wiederholen werden."
Auch ihre Heldin Layla, zählt zu diesen gefährdeten Jugendlichen. Sie ist arm, lebt mit ihrem gleichaltrigen, ewig bekifften Freund Danny in seiner Wohnung. Im Vergleich zu ihm, ist sie allerdings eine disziplinierte, gute Schülerin. Layla erhält sogar ein Stipendium für die Universität. Doch sie wird schwanger. Micah Magee zeigt keine zweifelnde oder verzweifelte Layla. Selbst bei einem Treffen mit ihren Eltern bleibt die Minderjährige fast emotionslos. Sie möchte nur eine Unterschrift, um abtreiben zu dürfen.
Micah Magee inszeniert ihre Geschichte
Layla fügt sich, scheint ihre Schwangerschaft zu akzeptieren. Nur der Kindsvater ist keine wirkliche Hilfe. Micah Magee inszeniert ihre Geschichte - sie hat das Drehbuch selbst geschrieben - mit großer Beiläufigkeit.
"Die Leisigkeit mag ich in Filmen lieber, wo ich Emotionen finden kann und sie mir nicht vorgespielt werden. Und wenn ein Film zu laut ist, dann guckt man nur zu und tut sich schwerer reinfinden. Ich wollte den Raum lassen, dass man seine eigene Emotion finden kann. Auf seine eigene Art und Weise und nicht zu oft hin und hergeschoben wird."
Layla geht erstaunlich pragmatisch mit ihrer neuen Situation um: Sie verlässt den Freund, zieht zu ihrer Großmutter und in der Schule informiert sie den Lehrer über ihre Schwangerschaft und hofft, dass sich das Stipendium um ein Jahr verschieben lässt.
Film O-Ton: "Sie sagt das Stipendium ab und der Lehrer fragt sie, ob sie sich bewusst ist, was sie da gerade tut."
Devon Keller spielt Layla mit einer eigenwilligen Mischung aus Geradlinigkeit, Sturheit und dem naiven Glauben, dass die Dinge sich schon gut entwickeln werden. Devon Keller ist der Star des Films, wenn man das so sagen kann bei einer Darstellerin, die zuvor noch nie vor einer Kamera gestanden hat.
"Was ich an Devon Keller ganz toll finde, sie ist intelligent, sie arbeitet wahnsinnig hart an die Rolle und sie hat Layla nicht bemitleidet, das war ganz wichtig bei der Rolle. Wenn man Devon trifft, sie ist viel lauter als die Charakter die sie spielt."
Für ihren Film "Petting Zoo" ist die in Berlin lebende Regisseurin Micah Magee für wenige Monate nach Texas zurückgekehrt, in das rechtskonservative Milieu eingetaucht, das Jugendlichen nicht zutraut, ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen. Micah Magee zeichnet ein starkes, ein sensibles Frauenportrait. "Petting Zoo" - und das kann man jetzt ruhig nach den Jungsfilmen im Wettbewerb sagen - ist ein beeindruckender Frauenfilm, in keiner Szene zu laut, nie aufdringlich oder auf Krawall gebürstet.