Pegida und Zuwanderung

Migrationsforscher wirft Politik schwere Versäumnisse vor

Pegida-Demonstration am 12. Januar in Dresden
Pegida-Demonstration am 12. Januar in Dresden © picture alliance / dpa / Foto: Arno Burgi
Klaus Bade im Gespräch mit Nicole Dittmer und Korbinian Frenzel · 21.01.2015
Die Politik sei in Sachen Einwanderungsgesellschaft ein schlechter Kommunikator, sagt der Migrationsforscher Klaus Bade. Sie lasse die Bürger mit vielen Fragen alleine - und sei daher mit Schuld an der Entstehung von Bewegungen wie Pegida.
Für den Migrationsforscher Klaus Bade hat die mangelnde Kommunikation zwischen Politik und Bürgern zur Entwicklung von Protestbewegungen wie Pegida beigetragen. Im Deutschlandradio Kultur sagte der emeritierte Professor der Universität Osnabrück: Statt eines Identität stiftenden "Wir"-Gefühls gebe es vor allem die Empfindung von "Wir hier unten" , "Ihr da oben"; die Wende Deutschlands hin zu einem "offenen Einwanderungssystem" sei der Bevölkerung nie ausreichend vermittelt worden:
„Niemand hat die Bevölkerung gefragt: Wollt ihr eigentlich jetzt ein Einwanderungsland werden oder wollt ihr das nicht? Das ist alles, sozusagen, passiert, geschehen. Und die Leute sagen: Warum – mich hat ja nie jemand gefragt?"
Das neue Gesicht der Einwanderungsgesellschaft
Hier müsse die Politik "kräftig nachbessern", sagte Bade. Bei Pegida gebe es nämlich viele Menschen, die das Gefühl hätten, nie gefragt worden zu sein und deshalb – anders als die Rassisten und Neo-Nazis in der Bewegung – nicht klar in Worte fassen könnten, wogegen sie sich eigentlich wendeten.
Für alle Länder Europas gelte: Die Bürger bräuchten eine "gemeinsame europäische Narration – etwas, das uns das neue Gesicht dieser Einwanderungsgesellschaft verständlicher macht. Das setzt natürlich Wissen und einen gewissen Bildungsgrad voraus. Und umgekehrt, dort wo das nicht vorhanden ist, setzt es menschenfreundliche Prosa voraus, damit es verständlicher wird." Und dies müsse in einer Alltagssprache geschehen.
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