Partyband "Fifty Fifty"

Viel Spaß, wenig Geld

Menschen sitzen um Tische auf Bänken und Schunkeln, Frauen tragen Dirndl
Schunkeln auf dem Oktoberfest: Auch hier sind "Fifty Fifty" schon aufgetreten © dpa/picture alliance/Robert Schlesinger
Von Dietrich Mohaupt · 21.06.2016
Seit 32 Jahren steht die Partyband "Fifty Fifty" Wochenende für Wochenende auf den Bühnen der Bundesrepublik. Leben können sie davon nicht, die Miete zahlt der sichere Job als Finanzbeamter. Doch es gibt trotzdem Gründe, damit weiterzumachen.
"Der wahre Rock'n'Roll ist die Tanzmucke!" … "Das ist Rock'n'Roll!"
Die Partyband "Fifty Fifty" bei der Arbeit und so ein Auftritt kann im wahrsten Sinne des Wortes richtig harte Arbeit sein: Anfahrt am frühen Nachmittag, Aufbau, Soundcheck , dann Musik machen bis in die frühe Nacht, abbauen, Rückfahrt… und das Ganze für 400 bis 600 Euro pro Nase, das ist so ganz grob der übliche Tarif in der Muckerszene für die typischen sechs Stunden Party-Mucke. So manch ein Veranstalter hatte bei der Auszahlung der Gage für die, je nach Anlass, 2- bis 4-köpfige Band schon einen flockigen Spruch auf Lager – frei nach dem Motto: Na, da habt ihr ja ganz gut verdient, berichtet Jan-Peter Ruschmeyer
"Der flockige Spruch kommt eben, weil er nur die Zeit sieht, die wir frisch geschniegelt und gebügelt auf der Bühne stehen und schöne Musik machen – aber die Zeit der Proben nicht sieht und auch die Zeit, wo wir an der Musikanlage schrauben und so weiter… Das macht man in der Freizeit und da gibt es natürlich kein Geld für. Und wenn man das mal hochrechnet – Fahrerei, das Aufbauen, das Abbauen, die Vorbereitung – und teilt das dann durch die Abendgage, dann ist das schon ernüchternd."

"Wo bleibt denn da der Spaß?"

Auf der Bühne spielen aber solche Gedanken keine Rolle – für Keyboarder und Sänger Carsten Jenzen zählt nur das Eine, wenn die Party erst mal begonnen hat.
"Egal welche Feier das ist, auch wenn die Leute zu Anfang noch sitzen – unser Ansporn ist der, diese Leute zu fassen zu kriegen. Und zwar gerade die, die noch sitzen. Die, die sowieso tanzen letzten Endes – das läuft ja soweit. Aber die zu fassen zu kriegen, und zu sagen, Mensch, wir haben euch alle mit dabei, wir fangen euch alle irgendwann ein, wir machen gemeinsam einen tollen Abend – das ist ja genau das, was es ausmacht für uns."
Wenn es um ihre Musikerehre geht – dann kennen die beiden kein Pardon, da sind sie echte Profis. Dabei sind "Fifty Fifty" gar nicht in dem Sinne Profis, dass sie von ihrer Musik leben müssten. Sie wollen sich ganz bewusst abheben von den vielen Bands, die mit Auftritten auf Schützenfesten, bei Hochzeiten oder Firmenpartys ihren Lebensunterhalt verdienen – von den richtig professionellen Tanzmuckern, mit Management und einem prall gefüllten, durchorganisierten Terminkalender. Diese Bands verdienen richtig gut mit ihrer Mucke, weiß Carsten Jenzen – trotzdem, für uns ist das nix, wo bleibt denn da der Spaß, meint er.
"Dieses Wort 'Spaß' ist für uns an sich eine Sache, die ganz oben ansteht letzten Endes. Denn wenn ich da oben stehe und ich muss es machen, ich muss jeden Job auf Gedeih und Verderb annehmen – weil, wenn ich davon leben will, dann muss ich das einfach tun – so können wir auch mal sagen, wir nehmen uns mal eben drei oder vier Wochenenden frei oder wir sind mal irgendwo eingeladen, das Wochenende blocken wir einfach, da habe ich was anderes vor. Ansonsten – wenn ich davon leben muss, dann sieht die Welt schon ganz anders aus."

"Man darf ja schließlich mal träumen"

Eine ganz kurze Phase gab es mal – da hat Jan-Peter Ruschmeyer tatsächlich überlegt, ob das mit der Mucke nicht doch das ganz große Ding für ihn sein könnte. Man darf ja schließlich mal träumen, schmunzelt er.
"Also, als ganz junger Mensch, muss ich gestehen, hatte ich schon mal eine Phase, wo ich dachte, kann ich davon nicht auch leben? Ich habe dann aber irgendwie festgestellt, Schuster bleib' bei deinen Leisten – du bist jetzt nicht so gut, dass du jetzt als Musiker dein Leben fristen kannst. Und außerdem soll’s auch immer noch Spaß machen!"
Ihren Lebensunterhalt verdienen Jan-Peter Ruschmeyer und sein Mitstreiter Carsten Jenzen also nicht mit der "Mucke", als Verwaltungsbeamte sind sie beide finanziell unabhängig. Eigentlich eine echte Traumkombination, schwärmt Carsten Jenzen.
"Es ist eben halt für uns die gute Kombination, dass wir sagen, wir haben eine Sache als Hobby, was dann auch noch bezahlt wird."
Tanzmucker in Norddeutschland – das kann manchmal verdammt hartes Brot sein, und trotzdem wollen Carsten Jenzen und Jan-Peter Ruschmeyer nicht eine Minute von den zahllosen Stunden missen, die sie inzwischen auf den Bühnen bei Hochzeiten, Schützenfesten oder Oktoberfest-Partys verbracht haben.
"Wir machen das jetzt ja auch schon 32 Jahre so – in dieser Form. Und das ist tatsächlich ein Lebensentwurf! Ich kann mir gar nicht vorstellen – ein Leben ohne Mucke am Wochenende."